Barbara Schock-Werner, Kölner Dombaumeisterin a.D., ist mit dem Kultur-Award des Frauennetzwerks „Féminin Pluriel“ ausgezeichnet worden.
Von Joachim Frank
Für Verdienste um das deutsch-französische Kulturerbe und als Rollenmodell für erfolgreiches Wirken von Frauen im Beruf ist Dombaumeisterin a.D. Barbara Schock-Werner in Berlin mit dem ersten Kultur-Award des 1992 gegründeten internationalen Frauennetzwerks „Féminin Pluriel“ ausgezeichnet worden. Die Feierstunde zur Preisverleihung fand in Anwesenheit der scheidenden Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) in der französischen Botschaft statt. Anlass war auch der bevorstehende Weltfrauentag am 8. März.
„Sie sind eine Frau der Weltpremieren“, sagte Frankreichs Botschafter Francois Delattre und erinnerte daran, dass Schock-Werner als erste und bisher einzige Frau die Bauhütte des Kölner Doms leitete und heute – ebenfalls als erste Frau – das Präsidentenamt im Zentral-Dombau-Verein (ZDV) bekleidet. Der Preis von „Féminin Pluriel“ würdigt insbesondere Schock-Werners Engagement als Koordinatorin der deutschen Hilfe zum Wiederaufbau der 2019 durch einen Brand schwer beschädigten Pariser Kathedrale Notre Dame, die Delattre als „eine der größten architektonischen Leistungen der Menschheit“ bezeichnete.
Kölner Dombauhütte unterstützte Wiederaufbau der Kathedrale Notre Dame
Nach fünfjähriger Renovierung war Notre Dame im Dezember 2024 feierlich wiedereröffnet worden. Deutschland unterstützte die Arbeiten mit der Restaurierung von vier großen Glasfenstern des französischen Künstlers Jacques Le Chevallier (1896 bis 1987) durch die Kölner Dombauhütte unter der Leitung von Schock-Werners Nachfolger Peter Füssenich.
Schock-Werners Fachwissen, Führungskraft und Einsatz zum Erhalt von Notre Dame spiegelten den tiefen Sinn des Preises wider, sagte die Präsidentin von „Féminin Pluriel“, Fatima Sanfourche. Paus betonte, Schock-Werner habe in ihrer beruflichen Laufbahn „so manchen Stein aus dem Weg geräumt“, den Männer ihr dorthin gerollt hätten. Durch ihre Karriere und ihre „Kooperationsbereitschaft, die keine Grenzen kennt“, sei die 77-Jährige „eine Inspiration“ und „ein Vorbild für Frauen jeden Alters“.
Schock-Werner lobt internationale Zusammenarbeit
In ihrem Dankeswort sagte Schock-Werner, Frauen an der Spitze von Dombauhütten seien inzwischen nichts „Exotisches“ mehr. „Es greift um sich.“ Sie unterstrich auch die Bedeutung und den Wert internationaler Kooperation im Bereich der Kultur, die auf der Arbeitsebene sehr gut funktioniere. „Wir haben alle die gleichen Probleme.“
Wiederaufbau Notre-Dame: Deutsche Hilfe und französische Sensibilitäten
Mit Blick auf den Weltfrauentag und den „Equal Pay Day“, der alljährlich am 7. März auf die schlechtere Bezahlung von Frauen aufmerksam macht, verwies Paus darauf, dass die Entgeltlücke gerade in Schock-Werners Metier, der Architektur, besonders groß sei. Sie liege hier mit 28 Prozent Unterschied um zehn Punkte über dem Gesamtdurchschnitt. „Die Gesellschaft verschenkt massiv kreatives Potenzial. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch dumm“, so die Ministerin. Schock-Werner gab ihr recht. Architekturbüros seien zudem üblicherweise nach dem Schema organisiert, „der Chef ist männlich, und dahinter sind die Frauen, die die Arbeit machen“. In der Kölner Dombauhütte habe sie darauf geachtet, dass Männer und Frauen mit gleicher Arbeit auch dieselbe Bezahlung erhielten.
Der Text erschien zuerst am 06.03.2025 im Kölner Stadtanzeiger.
Im Bild zu sehen: Barbara Schock-Werner (2.v.links), die von Ministerin Lisa Paus (Grüne) den Kultur-Award des Frauennetzwerks „Féminin Pluriel“ überreicht bekommt. Links im Bild die Künstlerin Simone Lüling, rechts im Bild der französische Botschafter François Delattre und „Féminin-Pluriel“-Präsidentin Fatima Sanfourche. Bildrechte: Ambassade de France/Monique Ulrich