Feministinnen entdecken Künstlerinnen und Fotografinnen (wieder)

Ausschnitt aus Ausstellungsplakat "Künstlerinnen International 1877-1977 (FMT-Signatur PT.1977-01)

In Deutschland durften Frauen überhaupt erst ab 19191 an die Kunsthochschulen. Vorher mussten Künstlerinnen im Ausland (vorwiegend Paris) studieren, Privatunterricht nehmen (wie Gabriele Münter bei Wassily Kandinsky) oder in Eigenregie sogenannte Damenakademien gründen (z.B. in Berlin und München). Noch bis in die 1970er-Jahre galten Frauen in der Kunst vor allem als Musen. Die Spuren der Künstlerinnen, die es in den Jahrhunderten zuvor gegen alle Widerstände dennoch geschafft hatten, Kunst zu machen, waren ganz verweht bzw. mussten mühsam wieder freigelegt werden. Das taten Feministinnen ab Mitte der 70er-Jahre.

© Ulrike Rosenbach, Art is a criminal action
Ulrike Rosenbach, 1968

Ende 60er-/Anfang 70er-Jahre

Die ersten Künstlerinnen provozieren mit feministisch geprägten Werken. Sie tun das vor allem in Performances und Videos, in denen sie die Geschlechterrollen mit dem eigenen Körper thematisieren: Wie Linda Benglis mit ihrer provokanten Penis-Skulptur in Self (1970), Ulrike Rosenbach in ihrem Presley-Zitat Art is a criminal Action (1968) oder Valie Export in ihrem Tapp- und Tastkino (1968) oder ihrer Aktionshose (1969). Die Künstlerinnen stoßen damit nicht nur der Kunstszene auf Unverständnis, sondern nicht selten auch in der Frauenbewegung.

1971

Pär Henning, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3033634
Niki de Saint Phalle, Nana, 1974

Why Have There Been No Great Women Artists? fragt die amerikanische Kunsthistorikerin Linda Nochlin 1971 provokant in einem Essay, das als Auftakt feministischer Kunstwissenschaft gilt.

1974

Am Leibnizufer in Hannover werden drei Nanas von Niki de Saint Phalle aufgestellt. Mit den farbenfrohen, monumentalen Frauenfiguren wird die französische Künstlerin auch in Deutschland bekannt. „Mit ihrer Parole ‚Alle Macht den Nanas‘ griff Niki de St. Phalle die in der Luft liegenden Ideen der Frauenbewegung auf.“2

1975

1972 beginnt VALIE EXPORT die Konzeption der Ausstellung MAGNA.Feminismus: Kunst und Kreativität. Ein Überblick über die weibliche Sensibilität, Imagination, Projektion und Problematik, suggeriert durch ein Tableau von Bildern, Objekten, Fotos, Vorträgen, Diskussionen, Lesungen, Filmen, Videobändern und Aktionen3, die im März und April 1975 in der Wiener Galerie nächst St. Stephan gezeigt wird. Die Ausstellung kann sich gegen eine „höchst konservative staatlich organisierte Ausstellung zum ‚Jahr der Frau‘ abgrenzen“ und mit täglichen BesucherInnenzahlen von 200-250 Personen überzeugen.4

© Valie Export: Tapp- und Tastkino, 1968
Valie Export, 1968

Dezember 1975

Mit der Performance Permanente Demonstration in der Darmstädter Galerie Kunstwerkstatt wird die feministische Künstlerin Annegret Soltau zu einer Pionierin der sogenannten Body-Art. Im gleichen Jahr entwickelt Soltau die Methode der ‚Fotovernähung‘ – eine Art Fotocollage mit Nadel und Faden. Im Zentrum ihres Werkes steht die stetige Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper- und Selbstbild: „Mein zentrales Anliegen ist, körperliche Prozesse in meine Bilder miteinzubeziehen, um Körper und Geist als gleichwertig zu verbinden.“5

© Annegret Soltau, http://www.annegret-soltau.de/de/galleries/selbst-1975-76
Soltau, Fotovernähung 1975/76

1976

Unter dem Titel Photographie und Gesellschaft6 erscheint die deutsche Übersetzung der erweiterten Neuauflage von Gisèle Freunds kunstsoziologischer Dissertation, die als „Meilenstein in der Erforschung der modernen Bildkultur“7 gilt. Die deutsch-französische Fotografin und Fotohistorikerin ist assoziiertes Mitglied der Agentur Magnum und vor allem durch Ihre Porträts berühmter Intellektueller des zwanzigsten Jahrhunderts (darunter auch Virginia Woolf und Simone de Beauvoir) bekannt.  Ab 1968 wird Freund mit großen Einzelausstellungen als Fotokünstlerin gewürdigt und ab Mitte der 1970er-Jahre – spätestens seit der documenta 6 in Kassel 1977 – erfreut sie sich besonderer Beliebtheit in Deutschland.8

Zusammen mit Anne Sutherland Harris kuratiert Linda Nochlin die Ausstellung Women Artists: 1550-1950 im Los Angeles County Museum of Art. Präsentiert und dokumentiert werden erstmals 150 Werke von 83 teils bis dahin noch unbekannten Künstlerinnen aus 400 Jahren.9 Von der feministischen Kunsttheoretikerin und Kuratorin Lucy R. Lippard erscheint in Toronto ein Essay mit dem Titel From the center: feminist essays on women’s art.10

Elles at Centre Pompidou : women artists in the collection of the Musée National d'Art Moderne, Centre de Création Industrielle (2009). - Paris : Éd. du Centre Pompidou (FMT-Signatur KU.17.511)
Plakat „Elles at Centre Pompidou“

Nach ihrer Rückkehr aus den USA gründet Ulrike Rosenbach in Köln eine Schule für kreativen Feminismus und startet einen Aufruf in feministische Zeitschriften. Im Frühjahr 1977 trifft sich die Arbeitsgruppe erstmals und 1980 erscheint ein 50-seitiger Katalog über dieses „Beispiel einer autonomen Kulturarbeit“.11

1977

Die Malerinnen Sarah Schumann, Evelyn Kuwertz und fünf weitere Frauen der Arbeitsgruppe Frauen in der Kunst des Westberliner Kunstvereins Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) präsentieren im Schloss Charlottenburg die Ausstellung Künstlerinnen international: 1877 – 1977 mit über 500 Werken von 182 Künstlerinnen, unter anderem Hannah Höch, Meret Oppenheim und Eva Hesse. Intention der Ausstellungsmacherinnen ist es, zu „untersuchen, ob es in der Kunst Inhalte gibt, die als frauenspezifisch anzusehen sind, und inwieweit innerhalb unseres männerbestimmten Kunstbetriebs Beispiele zu finden sind, wo es Künstlerinnen gelungen ist, diese Inhalte zu vermitteln.“12

Plakat zur Ausstellung "Künstlerinnen international" (FMT-Signatur: PT.1977-01)
„Künstlerinnen international“, 1977

In Berlin erscheint die erste Kassandra: Feministische Zeitschrift für die visuellen Künste.13

1978

Die Künstlerin Ebba Sakel eröffnet am 15. Januar die erste Frauengalerie (Galerie Andere Zeichen) in der Berliner Bleibtreustraße.14

1979

In der Ausstellung Künstlerinnen International werden auch Werke der britischen Fotografie-Pionierin Julia Margaret Cameron (1815-1879) in Deutschland gezeigt. Vier Jahre später, im März 1979 – genau hundert Jahre nach dem Tod der Fotografin – wird für das Porträt Stella (1867) von Julia Margaret Cameron im Londoner Auktionshaus Sothebys der höchste Preis erzielt, der je für eine Fotografie gezahlt wurde.15

© Judy Chicago Externer Link: Website von J. Chicago
Künstlerin Judy Chicago

Nach sechsjähriger Vorbereitung wird im San Francisco Museum of Modern Art erstmals Judy Chicagos Rauminstallation Dinner Party präsentiert. Die Installation würdigt mythische und historische Frauengestalten von der Frühgeschichte bis ins zwanzigste Jahrhundert.  An einer dreieckigen Tafel ist für 39 Vertreterinnen der Frauengeschichte je ein Platz mit einem eigens für sie gestalteten Keramikteller gedeckt, dessen Gestaltung das Vulva-Motiv variiert. Das kulturelle Erbe von Frauen wird durch 999 Frauennamen symbolisiert, die auf Porzellanfliesen eingeschrieben den Boden der Installation bilden. Neben der Repräsentation weiblicher Kulturgeschichte hat Judy Chicago mit Dinner Party die Absicht, das weiblich konnotierte und geringer geschätzte Kunsthandwerk (Textilarbeiten, Keramik und Porzellanmalerei) mit der männlich dominierten, so genannten Hochkunst gleichzusetzen. In Deutschland wird die Dinner Party 1987 in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt am Main gezeigt.16 Seit 2007 ist Dinner Party dauerhaft im Brooklyn Museum, New York zu sehen.

Greer, Germaine (1980): Das unterdrückte Talent : die Rolle der Frauen in der bildenden Kunst. – Berlin (u.a.): Fischer (FMT-Signatur KU.17.NA.008)
Das unterdrückte Talent

Germaine Greer veröffentlicht Das unterdrückte Talent: die Rolle der Frauen in der bildenden Kunst (1979 eng./1980 dt.).17 Die Studie gilt bis heute als Standardwerk zum Thema (zur Rezension von Linda Nochlin). Die in London lebende Australierin war 1979 mit ihrem Bestseller Der weibliche Eunuch18 zu einer der Stimmen des internationalen Feminismus geworden.

1980

Parallel zur Weltkonferenz der United Nations Decade for Women findet vom 14.-30. Juli 1980 in Kopenhagen das International Festival of Women Artists statt. Künstlerinnen aus mehr als 30 Ländern treffen sich zum kreativen Austausch.19 Die Malerin Maria Lassnig kehrt aus den USA zurück, um eine Professur an der Wiener Hochschule für angewandte Kunst anzutreten. Sie wird damit die erste Professorin für Malerei an einer Akademie im deutschsprachigen Raum.

Cindy Sherman, Quelle: Emma (FMT-Signatur: FT.03.1064)
Künstlerin Cindy Sherman

Ab Anfang der 1980er-Jahre wird die Fotokünstlerin Cindy Sherman international bekannt. Ihre Methode: Sie stellt selbst die Frauenrollen ihrer Zeit dar, von der braven Hausfrau bis zur ermordeten Frau. Sherman sensibilisiert mit ihrer Arbeit den Blick auf die Frauenrollen und prägt die ihr nachfolgenden Künstlerinnen.

1981

In Bonn wird am 2. Mai 1981 das weltweit erste Frauenmuseum gegründet. Mitbegründerin und Leiterin ist Marianne Pitzen. Ziel des Museums ist es, „die Kunst der Frauen zu fördern und in der Kunstgeschichte zu verankern“.20 Im gleichen Jahr entsteht in Washington D.C. / USA das National Museum of Women in the Arts (NMWA), gegründet von Wilhelmina Cole Holladay and Wallace F. Holladay auf Basis ihrer persönlichen Kunstsammlung aus über zwanzig Jahren. Beide Frauenmuseen existieren bis heute.

1982

Frauen, Kunst, Wissenschaft : Halbjahreszeitschrift. - Marburg: Jonas-Verlag. (FMT-Signatur: Z-F042: 1987-1))
Erstausgabe FKW, 1987

Unter dem Motto Frau – Kunst – Gesellschaft – kritische Wissenschaft findet an der Universität Marburg vom 22. bis 24. Oktober 1982 die erste Kunsthistorikerinnen-Tagung  statt und bildet den Auftakt einer feministisch orientierten Kunstgeschichte im deutschsprachigen Raum.21

In Berlin, Hannover und Hamburg werden erstmals in Deutschland die Werke der mexikanischen Malerin Frida Kahlo zusammen mit den Fotografien von Tina Modotti gezeigt. Kuratiert wurde die Ausstellung von der seit 1975 bekannten feministischen Filmtheoretikerin Laura Mulvey und ihrem Mann Peter Wollen.22

1985

In New York tritt die anonyme Künstlerinnengruppe Guerilla Girls mit ihren Gorillamasken in Aktion. Sie protestiert mit Plakataktionen gegen den Ausschluss von Frauen und ‚Nichtweißen‘ im Kunstbetrieb.  Mit viel Humor und Subversivität verstehen sich die Guerilla Girls als feministisches „Gewissen der Kunstwelt“.23 Sie sind bis heute in Aktion.

1986

Das Verborgene Museum, Bd. 1: Dokumentation der Kunst von Frauen in Berliner öffentlichen Sammlungen. - Neue Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) [Hrsg.]. Berlin : Ed. Hentrich. (FMT-Signatur: KU.17.377-Bd.1)
Das Verborgene Museum
In Berlin wird der Verein Das Verborgene Museum e.V. gegründet. Ziel der beiden Malerinnen und Initiatorinnen Gisela Breitling und Evelyn Kuwertz ist die Sichtbarmachung der Kunst von Frauen, insbesondere jener Künstlerinnen, die aus verschiedensten Gründen in Vergessenheit geraten sind. Das Verborgene Museum versteht sich selbst als „die weltweit einzige Einrichtung, die sich programmatisch um die öffentliche Präsentation und wissenschaftliche Aufarbeitung der Lebenswerke von Künstlerinnen zurückliegender Jahrhunderte bzw. nicht mehr aktiv tätiger Künstlerinnen kümmert“.24

1987

Im Anschluss an die 3. Kunsthistorikerinnentagung in Wien 1986, erscheint die erste Ausgabe von Frauen Kunst Wissenschaft als Rundbrief. Der Themenschwerpunkt gilt Judy Chicagos Ausstellung Dinner Party. 2007 wird der Titel umgenannt in FKW -Zeitschrift für Geschlechterforschung und visuelle Kultur. Es erscheinen bis 2013 insgesamt 54 Ausgaben der Zeitschrift in Print, ab 2014 wird auf elektronische Publikation umgestellt.

Der künstlerische Leiter der internationalen Kunstausstellung documenta 8 in Kassel, Manfred Schneckenburger, rechtfertigt die Relation von Künstlerinnen und Künstlern von 317 zu 36 (also 11 %)25 bei seiner Auswahl mit dem Argument, dass der Anteil von Frauen in der Kunstszene lediglich acht Prozent betrage. Mehr Raum wird Frauen in den achtziger Jahren im Kunstbetrieb nicht zugestanden.26

Rosemarie Trockel, 2004 © Andi Goral für report-k.de/Köln
Künstlerin Rosemarie Trockel

Wie geht es weiter?

Ab den 1990er-Jahren steigt auch der Anteil der deutschen Künstlerinnen, die sich auf dem Kunstmarkt behaupten können, wie z.B. Rosemarie Trockel oder Rebecca Horn. Ebenso drängen immer mehr Frauen in das Kunstmanagement, in Galerien wie Museen. 1993 beträgt der Anteil der Frauen unter Kunststudierenden 53 Prozent.27

Die politische Konzeptkünstlerin Jenny Holzer aus den USA ist 1990 die erste Frau mit einer Einzelausstellung bei der Biennale von Venedig. Sie erhält den Goldenen Löwen für den besten Pavillon.28 Im gleichen Jahr zeigt der Frankfurter Kunstverein die erste europäische Retrospektive der franco-amerikanischen Bildhauerin Louise Bourgeois, deren zentrales Thema die sexuelle Gewalt ist. Es ist auffallend, wie häufig Gewalt und sexueller Missbrauch in der Kindheit Thema der aktuellen Künstlerinnen sind, von Niki de St. Phalle bis Anette Messager.

© Jenny Holzer, http://www.dazeddigital.com/artsandculture/article/23205/1/jenny-holzer-texty-lady
Goldener Löwe: Jenny Holzer

1994 werden Gudrun Wassermann und Thea Richter als ersten Trägerinnen des Gabriele-Münter-Preises von Angela Merkel (in deren Funktion als Bundesfrauenministerin) ausgezeichnet. Mit dem Preis – nach der lange Zeit als Lebensgefährtin Kandinskis unterschätzten Pionierin der Moderne benannt – werden bis heute über vierzigjährige Künstlerinnen gefördert. Damit soll der Nachteil von Frauen ausgeglichen werden, „die oft für viele Jahre durch Kinder und Familie in ihren künstlerischen Möglichkeiten stark eingeschränkt sind.29 Initiatorinnen des Preises sind der Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler e.V., GEDOK – Verband der Gemeinschaften der Künstlerinnen und Kunstförderer e.V., das Frauenmuseum Bonn sowie das Bundesministerium für Frauen.30

Wack! : art and the feminist revolution(2007). - Museum of Contemporary Art Los Angeles [Hrsg.]. Cambridge, Mass : MIT Press (FMT-Signatur KU.17.036).
Wack! Art and the feminist revolution
WACK! Art and the Feminist Revolution ist 2007 im Museum of Contemporary Art von Los Angeles ist die erste Ausstellung, die auf feministisch inspirierte Kunst zwischen 1965 und 1980 zurückblickt und die Arbeit von 120 internationalen Künstlerinnen vorstellt.31Am 27. Mai 2009 wird im Pariser Centre Pompidou die Ausstellung elles@centrepompidou eröffnet.32 Zwei Jahre lang präsentiert das Museum 350 Werke von 150 Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts. Verantwortlich für die Neupräsentation der ständigen Sammlung des Centre Pompidou ist die Kuratorin Camille Morineau, nach deren Einschätzung ein „Überblick über das zwanzigste Jahrhundert nur anhand von Künstlerinnen extremer, radikaler, in der Performance auch gewalttätiger ausfällt“.33Mit der Ausstellung Abisag Tüllmann. 1935–1996. Bildreportagen und Theaterfotografie. würdigt das Historische Museum Frankfurt im Jahr 2010 das Lebenswerk einer großen Fotografin der Nachkriegsgeneration in Deutschland. Tüllmann war – wie ihre Kollegin Angela Neuke-Wiedmann in München – Chronistin der Neuen Frauenbewegung. Mit ihren Sozialreportagen34, begleitete Tüllmann die Aktionen gegen den Paragraphen 218, gab Einblicke in Frankfurter Frauenprojekte, dokumentierte Frauenkongresse und Seminare.35Die Wiener Sammlung Verbund stellt 2015 mehr als 150 Werke feministischer Künstlerinnen aus.36 Kuratorin Gabriele Schor prägt den Begriff der Feministischen Avantgarde, deren Verdienst es sei, das Bild der Künstlerin provokativ vom Objekt des männlichen Blickes zum souveränen Subjekt gewandelt zu haben.37

Frauen die forschen : 25 Porträts von Bettina Flitner (2008). - Rubner, Jeanne [Hrsg.] ; Flitner, Bettina [Ill.]. München : Heyne (FMT-Signatur: BI.12.055)
Cover „Frauen die forschen“
Bei dem Thema Frauen und Bilder geht es nicht nur um Bilder von Frauen, sondern es geht auch um Bilder über Frauen. Denn mit der bildlichen Darstellung von Frauen wird mindestens ebenso stark eine anti-feministische Politik gemacht wie mit entsprechenden Texten. Darum hat der FrauenMediaTurm (FMT) – mit der Förderung des Bundeswissenschaftsministeriums – das Projekt FMTvisuell gestartet. Am achten März 2013 ist der FMT mit rund 8.000 Dokumenten online gegangen: Porträts von Frauen, hier vor allem Feministinnen und Pionierinnen (aus Kultur, Politik, Sport etc.), Fotos von historisch relevanten Events, Flugblätter etc..38Im Rahmen des Projektes FMTvisuell gab der FMT bei der Fotografin Bettina Flitner eine Porträtserie über Frauen, die forschen in Auftrag. Die Fotos wurden erstmals ab dem 5. September 2008 im FMT ausgestellt. Im Rahmen eines Symposiums, das Wissenschaftsministerin Annette Schavan eröffnete und auf dem u.a. die Nobelpreisträgerin Prof. Christiane Nüsslein-Volhard wie Prof. Christina Holtz-Bacha sprachen. Thema der Kommunikationsforscherin: Die Funktion von Bildern in der Geschlechterpolitik am Beispiel der Darstellung von Frauen in den Männermedien.
Aus der Ausstellung wurde 2008 der Bildband Frauen die forschen39 mit 25 Porträts von Wissenschaftlerinnen von Bettina Flitner, Texte Jeanne Rubner (Collection Rolf Heyne). Das visuelle Archiv des FrauenMediaTurms soll das vielfältige Bild von Frauen und Frauengeschichte sichern und den Blick für einen manipulativen frauenfeindlichen Umgang mit Bildern schärfen. FMTvisuell ist nach unserer Kenntnis das erste und bisher einzige feministische Bildarchiv unter diesem Aspekt, in diesem Umfang und mit dem Erschließungsgrad. Das Bildarchiv des FMT wird kontinuierlich aktualisiert.

Quellen

1 Seit der Weimarer Verfassung vom 01.08.1919 § 109 gilt: "Männer und Frauen haben grundsätzlich dieselben Rechte und Pflichten". Die Akademien in Berlin und Dresden sind die ersten, die Frauen generell zulassen. Siehe: Herber, Ann-Kathrin (2009): Frauen an deutschen Kunstakademien im 20. Jahrhundert : Ausbildungsmöglichkeiten für Künstlerinnen ab 1919 unter besonderer Berücksichtigung der süddeutschen Kunstakademien ; Dissertation Universität Heidelberg. - Verfügbar unter: Deutsche Nationalbibliothek: http://d-nb.info/1007430338/34
2 Rochner, Renate: Niki de Saint Phalle. - Verfügbar unter: FemBio. Frauen.Biographieforschung: http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/niki-de-saint-phalle/
3 Dies ist der Titel der 1977 realisierten Gruppenausstellung, deren Konzeption 1972 begann.
4 Gerhardt, Renate ; Kuwertz, Evelyn ; Schuhmann, Sarah (1975): Weibliche Inhalte auf weibliche Weise darstellen. Frauenspezifisches in der Kunst, am Beispiel von sechs Künstlerinnen. - In: Magazin Kunst, Nr. 4, S.76 (FMT-Signatur: KU.17.-a, Obj.Nr. 8870).
5 Zitat von Annegret Soltau, zitiert nach Annegret Soltau: Statements. - Verfügbar unter: [Webseite von Annegret Soltau]: www.annegret-soltau.de/de/pages/statements
6 Die deutsche Übersetzung der Erstausgabe erschien bereits 1968 in München unter dem Titel: Photographie und bürgerliche Gesellschaft. (frz. Originaltitel La Photographie en France au dix-neuvième siècle, Paris, 1936). 1974 erschien in Paris eine völlig überarbeitete und erweiterte Fassung: Photographie et société, die dann schließlich 1976 in München in deutscher Übersetzung veröffentlicht wurde.
7 Gisèle Freund. - Verfügbar unter: www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/gisele-freund/
8 Siehe Wittlich, Angelika (1977): „Aus Ihnen wird nie etwas!“ - In: EMMA, Nr. 9, S. 52-58. Verfügbar unter: www.emma.de/lesesaal/45140
9 Harris, Ann Sutherland ; Nochlin, Linda (1978): Women artists: 1550-1950. - Los Angeles, Calif.[u.a.] : Los Angeles County Museum of Art [u.a.] (FMT-Signatur: KU.17.380)
10 Lippard, Lucy R.(1976): From the center: feminist essays on women's art. - Toronto [u.a.] (FMT-Signatur: KU.17.133)
11 Kreativer Feminismus (1980). - In: EMMA, Nr. 12, S. 56f.. Verfügbar unter: www.emma.de/lesesaal/45179
12 Gerhardt, Renate ; Kuwertz, Evelyn ; Schuhmann, Sarah (1975): Weibliche Inhalte auf weibliche Weise darstellen. - In: Magazin Kunst, Nr. 4, S.76 (FMT-Signatur KU.17.-a / Obj.Nr. 8870).
13 Kassandra : Feministische Zeitschrift für die visuellen Künste. Oellerich, Monika [Hrsg.] ; Corradini, Bigina [Hrsg.] ; Dech, Jula [Hrsg.]. - Berlin: Kassandra-Verl., 1977. (FMT-Signatur: Z-F007, zwei Ausgaben)
14 Nachrichten aus der Frauenbewegung : Es gibt endlich eine Frauengalerie (1978). - In: Courage, Nr. 1, S. 55. Verfügbar unter: library.fes.de/courage/pdf/1978_01.pdf
15 Strobl, Ingrid (1979): Julia Margaret Cameron : die Pionierin mit der Camera. - In: EMMA, Nr. 8, S.54-58. Verfügbar unter: www.emma.de/lesesaal/45163
16 Judy Chicago, The Dinner Party : Schirn Kunsthalle Frankfurt, 1. Mai - 21. Juni 1987. Kunsthalle [Hrsg.] ; Kulturgesellschaft [Hrsg.]. - Frankfurt am Main: Athenäum-Verlag (FMT-Signatur: KU.17.072)
17 Greer, Germaine (1980): Das unterdrückte Talent : die Rolle der Frauen in der bildenden Kunst. – Berlin (u.a.): Fischer (FMT-Signatur KU.17.NA.008) bzw. Greer, Germaine (1979): The obstacle race : the fortunes of women painters and their work. - New York: Farrar, Straus and Giroux.
18 Greer, Germaine (1971): Der weibliche Eunuch : Aufruf zur Befreiung der Frau. - Frankfurt am Main : Fischer (FMT-Signatur FE.10.013-1971[02]).
19 Dokumentiert ist die Veranstaltung im Archiv des National Museum of Women in the Arts (Washington D.C.). The international festival of women artists, 1980. - Verfügbar unter: National museum of women in the arts: https://nmwa.org/sites/default/files/shared/4.3.4.2-international_festival_of_women_artist_collection.pdf [PDF-Dokument]
20 Über uns. Zielsetzung. - Verfügbar unter: Frauenmuseum Bonn: http://www.frauenmuseum.de/ueber-uns-zielsetzung.php
21 Frauenkunstgeschichte : zur Korrektur des herrschenden Blicks (1985). - Bischoff, Cordula [Hrsg.] : Dinger, Brigitte [Hrsg.] ; Ewinkel, Irene [Hrsg.] ; Merle, Ulla [Hrsg.]. Gießen : Anabas-Verlag (FMT-Signatur: KU.17.159).
22 Frida Kahlo und Tina Modotti (1982). - Francis, Mark [Hrsg.]. Frankfurt am Main : Verlag Neue Kritik.
23 Auf ihren Plakaten bezeichnen sich die Guerilla Girls selbst als „conscience of the art world“. Ein Überblick der Plakate und Aktionen findet sich auf der Webseite der Guerilla Girls. Siehe: Projects. - Verfügbar unter: Guerilla Girls: https://www.guerrillagirls.com/projects/
24 Siehe Das Museum. - Verfügbar unter: Das Verborgene Museum: http://www.dasverborgenemuseum.de/das-museum
25 Siehe documenta Archiv – Statistiken. Anteil der Künstlerinnen (2014). - Verfügbar unter: documenta Archiv für die Kunst des 20. Und 21. Jahrhunderts [Bibliotheksdatenbank des documenta Archives, Stand 05.03.2014]:  http://feuerwehr.stadt-kassel.de/imperia/md/images/cms04-miniwebs/documenta-archiv/documenta_ausstellungen_-_k__nstlerinnen_d1-d13.pdf [PDF-Dokument]
26 Eromäki, Aulikki ; Herter, Renate ; Wagner-Kantuser (1989): Zur Situation von Frauen im Kunstbetrieb : Dokumentation eines Seminar- und Forschungsprojektes 1983-1989. - Berlin : HdK, S. 9 (FMT-Signatur KU.17.387).
27 Olaf Zimmermann: Wie brotlos ist die Kunst. - Verfügbar unter: Konrad Adenauer Stiftung: http://www.kas.de/upload/dokumente/frau/9803zimmermann.pdf [PDF-Dokument]
28 Chadwick, Whitney: Frauen, Kunst und Gesellschaft (2013). - Berlin [u.a.] : Deutscher Kunstverlag, S. 496 (FMT-Signatur KU.17.536).
29 Merkel, Angela (2011): Grußwort zur 1. Vergabe des GABRIELE MÜNTER PREISES 1994. - Verfügbar unter: Dokumentation Gabriele Münter Preis, Frauenmuseum Bonn (Hrsg), Bonn, S.7: http://gabrielemuenterpreis.de/wp-content/uploads/muenter-doku_web.pdf [PDF-Dokument]
30 Heute Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
31 Wack! : art and the feminist revolution ; [catalogue accompanying an exhibition held at the Museum of Contemporary Art, Los Angeles, Mar. 4 - July 16, 2007 and at the National Museum of Women in the Arts, Washington, D.C., Sep. 21 - Dec. 16, 2007] (2007). - Museum of Contemporary Art Los Angeles [Hrsg.]. Cambridge, Mass : MIT Press (FMT-Signatur KU.17.036).
32 Elles at Centre Pompidou : women artists in the collection of the Musée National d'Art Moderne, Centre de Création Industrielle ; [published to coincide with the exhibition-collection "Elles at Centrepompidou. Women artists in the Collection of the Musée National d'Art Moderne, Centre de Création Industrielle", presented at the Centre Pompidou, Paris, from 27 may 2009] (2009). - Musée National d'Art Moderne Paris [Hrsg.] ; Centre de Création Industrielle Paris [Hrsg.] ; Centre National d'Art et de Culture Georges Pompidou Paris [Hrsg.]. Paris : Éd. du Centre Pompidou (FMT-Signatur KU.17.511).
33 Schwerfel, Heinz Peter (2009) : Künstlerinnen unter sich, 26.05.2009. - In: art - das kunstmagazin.
34 So bezeichnetet Tüllmann ihre bildjournalistischen Arbeiten selbst. Quelle: siehe Fußnote 22.
35 Die Filmemacherin Claudia von Alemann widmet ihrer langjährigen Freundin und Wegbegleiterin 2015 eine filmische Hommage: Alemann, Claudia von (2015): Die Frau mit der Kamera : Porträt der Fotografin Abisag Tüllmann. [92 Minuten, Deutschland]. Siehe Die Frau mit der Kamera : Porträt der Fotografin Abisag Tüllmann, Deutschland 2015, Dokumentarfilm. - Verfügbar unter: filmportal.de: http://www.filmportal.de/film/die-frau-mit-der-kamera_e74f52bfa5db45baa7559ba60369aa05
36 Feministische Avantgarde der 1970er Jahre : Werke aus der SAMMLUNG VERBUND, Wien (2015). - Schor, Gabriele [Hrsg.]. München (u.a.) : Prestel (FMT-Signatur KU.01.172).
37 Schor, Gabriele (2016): Die Feministische Avantgarde. - In: EMMA, Nr. 6, S. 58 - 68. Verfügbar unter: www.emma.de/lesesaal/61385
38 Siehe FMTvisuell mit 8.000 Bildern online. - Verfügbar unter: FrauenMediaTurm. Das Archiv und Dokumentationszentrum: http://www.frauenmediaturm.de/recherche/bilddatenbank/
39 Frauen die forschen : 25 Porträts von Bettina Flitner (2008). - Rubner, Jeanne [Hrsg.]. München : Heyne. (FMT-Signatur: BI.12.055)

Alle Internetlinks wurden zuletzt abgerufen am: 30.01.2018

Auswahlbibliografie

Empfehlungen

Renate Gerhardt, Evelyn Kuwertz, Sarah Schumann (1975): Weibliche Inhalte auf weibliche Weise darstellen. Dokumentation: Frauenkunst ; Frauenspezifisches in der Kunst am Beispiel von sechs Künstlerinnen. In: Magazin Kunst, 15. Jg., Nr. 4/1975, S. 76-86. (FMT-Signatur: KU.17-a / Obj. Nr. 8870)

Germaine Greer (1980): Das unterdrückte Talent : die Rolle der Frauen in der bildenden Kunst. - Berlin: Ullstein. (FMT-Signatur: KU.17.NA.008)

Anja Zimmermann [Hrsg.] (2006): Kunstgeschichte und Gender : eine Einführung. - Berlin: Reimer. (FMT-Signatur: KU.17.NA.005)

Gabriele Schor [Hrsg.] (2015): Feministische Avantgarde : Kunst der 1970er-Jahre aus der Sammlung Verbund, Wien. - München: Prestel. (FMT-Signatur: KU.01.172)

Whitney Chadwick (2013): Frauen, Kunst und Gesellschaft. – Berlin u.a.: Deutscher Kunstverlag. (FMT-Signatur: KU.17.536)

Pressedokumentation

Pressedokumentation zum Thema Kunst & Fotografie: PDF-Download

Die Pressedokumentation des FMT umfasst strukturierte, thematisch aufbereitete und inhaltlich erschlossene Beiträge der allgemeinen und feministischen Presse, meist angereichert mit weiteren Materialien wie z.B. Flugblättern und Protokollen.

Weitere Literatur im FMT (Auswahl)

Wichtige Ausstellungskataloge: PDF-Download

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