Januar
Das Frauen- und Lesbenreferat der FU-Berlin veranstaltet am Wochenende vom 23. Januar das Freundinnenspektakel in der Esplanade in Berlin. Der Kostümball – „von Neon bis Plüs ch“ – soll „[…] Brückenbögen bauen von den ‚Freundinnen‘ der zwanziger Jahre zu den ‚Freundinnen‘ von heute.“[1]
Juni
In Berlin öffnet das Lestra – Lesben Treff & Auskunft. Fünf Frauen eröffnen damit einen Raum für Gruppentreffs, Lesbenberatung, Veranstaltungen Arbeitsgruppen und ein türkisches Café.
10. Juni
In Bonn demonstrieren 500.000 Menschen auf der Friedensdemonstration gegen den NATO-Doppelbeschluss. Ein geplanter feministischer Redebeitrag wird aus Zeitgründen abgelehnt. Kurzerhand besetzen ca. 1.000 (lesbische) Frauen die Haupttribüne und halten einen fünfminütigen Vortrag: „Frieden im Patriarchat ist Krieg gegen Frauen! Wir nennen es Alltagskrieg. Hier ist das Ungleichheitsverhältnis zwischen Männern und Frauen, hier gibt es den minderwertigen Hausfrauenbereich, hier gibt es die Ideologie vom schwächeren und dümmeren Geschlecht. Hier gibt es Vorschriften, ob eine Frau erwerbstätig sein darf oder alleine aus dem Haus gehen darf oder über eigenes Gel verfügen darf. Hier gibt es Prügel und Vergewaltigung.“[2] Frauen organisieren sich aufgrund ihrer Enttäuschung und Diskriminierungserfahrungen in der Friedensbewegung selbst. So entsteht zum Beispiel 1983 das Widerstandscamp im Hunsrück, das maßgeblich von lesbischen Frauen organisiert und getragen wird.
Herbst
Gründung des Deutschen LesbenRings. ‘Wir Lesben brauchen ein Netzwerk…‘ dachten schon viele Lesben, ein paar Lesben haben diese Idee ernst genommen und den ‘Deutschen Lesbenring‘ gegründet.“[3] Der Deutsche LesbenRing soll die Lesben in Deutschland enger zusammenschließen und auf drei Ebenen arbeiten: Informationen, Finanzen und Hilfsnetz. Die Zeitung Lesbenring Info berichtet monatlich von den unterschiedlichen Lesbengruppen, damit ein Austausch außerhalb der großen Veranstaltungen stattfinden kann. In erstem Jahr zählt der Verein 300 Mitgliederinnen. [4]
Ziel des Vereins ist es, „die lesbischen Lebensweisen in der Gesellschaft öffentlich zu machen und sich für Gleichberechtigung dieser Lebensform in der Gesellschaft einzusetzen“ sowie „der Diskriminierung von lesbischen Frauen entgegenzuwirken.“ Der Verein besteht bis heute mit dem Leitspruch „Lesbische* Sichtbarkeit. Vernetzung. Lesben*power“[5]
4.-9. Oktober
Bereits im Vorfeld der 6. Sommeruniversität kommt es zu einem Eklat. Der Berliner Senat verweigert die Anerkennung der Sommeruniversität als Bildungsveranstaltung, Teilnehmerinnen können keinen Bildungsurlaub beantragen. Einer der Gründe: durch die lesbischen Programmpunkte und die anwesenden Lesben bestehe eine “latente Gefahr für die Sittlichkeit”. Die Veranstalterinnen reagieren mit einer deutlichen Stellungnahme: „Ob die Tatsache, daß das Lesbenreferat des AStA der FU – gewissen Verwaltungsgremien ohnehin ein Dorn im Auge – als Veranstalterin auftritt, dazu beigetragen hat, daß die diesjährige Sommeruniversität als Bildungsveranstaltung abgelehnt wurde, sei dahingestellt. Jedenfalls sind die Diffamierungen lesbischer Frauen, die während des Anerkennungsverfahrens ausgesprochen wurden, eine Unverschämtheit und werden von uns nicht ohne weiteres hingenommen.“[6]
In Berlin wird das erste Archiv für Publikationen zum Thema „Weibliche Homosexualität“ gegründet: Spinnboden – Archiv zur Entdeckung und Bewahrung von Frauenliebe e. V. Grundstock des Archivs, das mit 800 Büchern, 42 Ordnern mit Zeitschriftenartikeln sowie Zeitschriften, Flugblättern und Plakaten startet, sind die Bestände der HAW-Frauengruppe und des LAZ. Bald darauf wird das Archiv öffentlich vom Senat gefördert. Heute umfasst der Bestand des Archivs etwa 14.000 Bücher, Zeitschriften, Videos/DVDs und Plakate.
Lesbenkalender 1982
Angelehnt an den Frauenkalender erscheint zum ersten Mal der Lesbenkalender, mit wichtigen Terminen der Bewegung.
[1] Frauenfest, 23.-24.01.1982 (FB.04.133).
[2] Marx, Sabine: Thesen zu einem feministischen Politikverständnis, Bielefeld 1988, S. 99.
[3] Vgl. FB.04.152 in PD.LE.11.02.
[4] Ebd.
[5] LesbenRing e. V., URL: https://lesbenring.de/ Zuletzt besucht am: 07.12.2020.
[6] Lesbenreferat des AStA der Freien Universität Berlin: Presseerklärung (FB.07.225).