Wut in der historischen Frauenbewegung

Social Media Beitrag vom 08.08.2025:

Wut war und ist Treibstoff feministischer Bewegungen – doch die Tabuisierung weiblichen Zorns zieht sich durch die Geschichte. 🌡⏳ Trotzdem fand er seinen Weg – wie genau, schauen wir uns heute mit ein paar Beispielen aus der deutschsprachigen Frauenbewegung an: 


Schon im 19. Jh. prangerten Frauenrechtlerinnen wie Hedwig Dohm in Was die Pastoren von den Frauen denken (1872) mit scharfer Ironie und deutlicher Empörung die Rechtfertigungen weiblicher Unterordnung an (Dohm, 1977). Louise Dittmar kritisierte die Ehe als Gewaltinstitution und formulierte früh ihren Groll über männliche Dominanz (Gewissensfreiheit, 1847).

Lida Gustava Heymann in ihrem flammenden Appell (Heymann & Augspurg, 1972) an die Frauen Europas auf dem Internationalen Frauenfriedenskongresses 1915 in Den Haag forderte die Pazifistin Lida Heymann eindringlich, gegen Krieg und Verrohung aufzustehen. Dabei beschrieb sie ihre tiefe emotionale Erschütterung angesichts des Kriegsausbruchs:

„Millionen Frauenherzen flammen auf in wildem Weh. Keine Sprache der Erde ist reich genug, um so viel Leid in seiner ganzen Tiefe zu schildern. […] Frauen Europas, wo bleibt Eure Stimme? Seid Ihr nur groß im Dulden und im Leiden?“  

✍ 💭 Das war die radikale kämpferische Sprache, mit der die Frauenrechtlerinnen Wut auf die gesellschaftlichen Zustände artikulierten – doch blieb sie oft indirekt, ironisch und literarisch codiert. In Vergängliche Gefühle betont die Die Gefühls-Historikerin Ute Frevert, wie wichtig es ist, Emotionen in ihrer Zeitgebundenheit zu betrachten und auch Unterschiede im Ausdruck von Gefühlen je nach Geschlecht, Klasse und Bildungsstand zu beachten. (Frevert, 2013, S. 15; 20). 

Die Soziologin Elisabeth Meyer-Renschhausen zeigt in „Zur Geschichte der Gefühle“ (1986, S. 120), dass Vorstellungen von „weiblicher Ehre“ und „Sittlichkeit“ im Bürgertum des 19. Jh. eine wichtige Rolle dabei spielten, wie die Frauenrechtlerinnen Wut artikulierten. Sie thematisierten zwar das Leiden; aggressive Gefühle wie Wut und Zorn blieben jedoch häufig unausgesprochen oder wurden versteckt.

Das änderte sich mit den Aktivistinnen der Neuen Frauenbewegung, zu denen auch Meyer-Renschhausen gehörte. Darum wird es im nächsten Beitrag zur weiblichen Wut gehen. Bleibt dran! 🚩



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08.08.2025, Katharina Henze

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