Sie war ein schriftstellerischer Tausendsassa: Die Französin Sidonie-Gabrielle Colette brillierte nicht nur als Autorin, sie war auch Reporterin, Theaterkritikerin, Kolumnistin, Schauspielerin und Varietékünstlerin. Colette ließ auch in ihrem eigenen Leben kaum ein Abenteuer aus, war gleichsam sinnlich und scharfsinnig.
Frauen sind wie Katzen: Beide kann man nur zwingen, das zu tun, was sie selber mögen.
Aus der Provinz stammend lernte sie mit 16 Jahren bei einem Besuch in Paris Henry Gauthier-Villars kennen, der unter dem Pseudonym „Willy“ Bücher veröffentlichte, die er von einer Reihe anonymer Schreiber verfassen ließ. Er wurde Colettes erster Ehemann, er führte sie in die Salons der Pariser Belle Époque ein und drängte sie zum Schreiben: Unter seinem Namen erschienen um die Jahrhundertwende eine Serie an Romanen, die Claudine-Reihe, die in Frankreich zu Verkaufsschlagern wurden. Doch davon profitierte Colette nicht – weder mit eigenem Ruhm noch mit Geld. „Willy“ sicherte sich im Verlauf des Scheidungsverfahrens die Autorenrechte und verkaufte sie später.
Ein Star der Pariser Belle Époche
Nach der Trennung wurde Colette Varieté-Künstlerin, sie reiste von 1905-1912 durch ganz Frankreich und führte ein freies, freizügiges, ja skandalumwittertes KünstlerInnenleben – auch an der Seite von Frauen z.B. der Marquise de Belbeuf, mit der sie lange zusammen wohnte. Sie verfasste Theaterkritiken, Reportagen und Romane, ab 1920 unter dem Namen Colette. Die freizügige Darstellung von Erotik und Sexualität in ihren Bücher hatten eine starke Wirkung, aber nicht nur ihre Texte hatten diese Qualität: Colette selbst war rund, sinnlich – und fühlte sich in ihrer Haut rundum wohl.
Simone de Beauvoir war eine der vielen Bewunderinnen von Colette. Die bis heute berühmten Romane sind „Mitsou“ (1919), „Chérie“ (1920) sowie „Gigi“(1945). Colette wurde 1949 zur Präsidentin der Académie Gangcourt gewählt, ihr 80. Geburtstag 1952 wurde wie ein Staatsereignis gefeiert. Nach ihrem Tod am 3.8.1954 in Paris bekam sie als erste Frau in Frankreich ein Staatbegräbnis.
Biografien starker Frauen im FMT
Die Faszination für das intensive Leben und Wirken von Colette hat bis heute zahlreiche Filme und Bücher hervorgebracht, am 2.1.2019 startet die neueste biografische Verfilmung mit Keira Knightley in der Titelrolle.
Im FMT finden sich eine Vielzahl an Bücher über Colettes Leben (etwa die Biografien von Claude Francis und Fernande Gontier, 1998, Signatur BG.03.COLE.004 oder von Judith Thurman, 2001, Signatur BG.03.COLE.003) und das Leben der Frauen im Paris der Belle Époche (sehr empfehlenswert z.B.: „Paris war eine Frau: Die Frauen von der Left Bank“ von Andrea Weiss, 1998, Signatur KU.01.029) und in den Kriegsjahren, sowie umfassende Bildbände („Colette- A Passion for Life“ von Genviève Dormann, 1985, Signatur BG.03.COLE.005 sowie die intensiven Portraits von Colette als älterer Frau von der Fotokünstlerin Gisèle Freund, Signatur KU.15.082).
Der FMT sammelt Werke und Biografien ausgewählter bedeutender Frauen in der Geschichte: Rollenbrecherinnen, die schon zu Lebzeiten inspirierten – und es bis heute tun.
Ein Überblick über Bücher und Schriften von und über Colette im FMT
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