„Die Frau“ 1893-1944: Sprachrohr der autonomen Frauenbewegung

Die Frau – Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, © FMT

Die Frau – Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit, © FMT

Um 1900 gründeten viele Frauenverbände und Aktivistinnen im deutschen Kaiserreich eigene Zeitschriften. „Die Frau – Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit“ gilt als Sprachrohr der autonomen Frauenbewegung. Sie kommentierte und kritisierte vor allem die Politik.

Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins (ADF) durch Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt auf der ersten deutschen Frauenkonferenz in Leipzig 1865 markierte den Beginn der autonomen Frauenbewegung. Ihr übergeordnetes Ziel war die Emanzipation der Frauen.1
Anders als die autonome Frauenbewegung sahen die sozialistischen Frauenrechtlerinnen unter der Führung von Clara Zetkin die Emanzipation der Frauen erst durch den Sieg des Sozialismus erreicht.2

Die Teilnahme der Frau an den Interessen des Staates ist nicht allein ein Recht, sie ist eine Pflicht der Frauen.

Louise Otto-Peters

Feministisches Netzwerken

Die Führerinnen der Frauenbewegung in Deutschland, Quelle: Die Gartenlaube, Kröner, Adolf [Hrsg.] - Leipzig: 1894, Heft 15, S. 257
Die Führerinnen der Frauenbewegung in Deutschland
Anfang des 20. Jahrhunderts war die deutsche Frauenbewegung bereits in Dachverbänden organisiert und die Aktivistinnen vernetzten sich mit internationalen Frauenrechtlerinnen. Ein zentraler Aspekt der Kommunikation innerhalb der Bewegung und nach außen war die Schaffung eigener Medien.3

Nahezu jede größere Frauenorganisation und jeder Frauenverband verfügte über sein eigenes Presseorgan, deren Herausgeberin oft die Vereinsvorsitzende der entsprechenden Organisation war.4 So gab beispielsweise Louise Otto-Peters die Zeitschrift „Neue Bahnen“5 des ADF heraus, Anita Augspurg und später Minna Cauer waren für die „Zeitschrift für Frauenstimmrecht“6 verantwortlich und Helene Stöcker für „Die neue Generation“7.

Eine politische Zeitschrift

„Die Frau“ erschien von 1893 bis 1944 monatlich. Die Zeitschrift finanzierte sich durch Abonnements und hatte eine Auflage von bis zu 8000 Heften pro Jahr.8
Gründerin und erste Herausgeberin Helene Lange und ihre Gefährtin Gertrud Bäumer, später selbst Herausgeberin der Zeitschrift, bezogen in jeder Ausgabe Stellung zu aktuellen politischen und sozialen Themen und zu Forderungen der Frauenbewegung. Auch wurde regelmäßig die Tagespresse kommentiert. Dabei wurden kontroverse Themen wie die Frage nach der Kriegsschuld oder der Gründung eines Völkerbundes aufgegriffen.9

Pädagogische Abhandlungen, Literatur und Lyrik und die Besprechung von Neuerscheinungen waren ein weiterer wichtiger Bestandteil der Zeitschrift. Geschrieben wurden die die Artikel überwiegend als Auftragsarbeiten von Aktivistinnen der Frauenbewegung, beauftragt von Lange und Bäumer. Ziel war es, der Öffentlichkeit ein einheitliches Bild der Frauenbewegung zu präsentieren. Aktivistinnen mit anderen Ansichten als die beiden Herausgeberinnen kamen in „Die Frau“ hingegen selten zu Wort.10

„Die Frau“ im FMT

Alle 612 Ausgaben der Zeitschrift können im FMT unter der Signatur Z-GE002 eingesehen werden. Die Hefte liegen teilweise im Original, teilweise als Fotokopien oder Mikrofiches vor.
Ergänzend dazu verfügt der FMT über ein Gesamtverzeichnis der Aufsätze und ein Supplement aus Fotos und Illustrationen aus allen Jahrgängen der Zeitschrift.

Quellen

1 Nave-Herz, Rosemarie (1997): Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. - Niedersächsische Landeszentrale für Politische Bildung [Hrsg.]. Hannover : Selbstverlag, S. 17 (FMT-Signatur: FE.01.003.[02]).
2 Ebenda, S. 30ff..
3 Wischermann, Ulla (2001): Interaktion von Öffentlichkeiten. Zur Geschichte der Frauenpresse im 18. und 19. Jahrhundert. - In: Kommunikationswissenschaft und Gender Studien. Klaus, Elisabeth [Hrsg.]; Röser, Julia [Hrsg.]; Wischermann, Ulla [Hrsg.]. Wiesbaden : Westdeutscher Verlag, S. 230 (FMT-Signatur: ME.01.070).
4 Ebenda.
5 Neue Bahnen : Organ des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins / Hrsg.: Otto-Peters, Louise [1866-1895] ; Heynrichs, Jenny [1866: Nr. 1-9] ; Schmidt, Auguste [1866: Nr. 10-1902] ; Krukenberg, Elsbeth [1903-1906]. - Leipzig : Schäfer; Berlin : Oemigke; Karlsruhe : Braun (FMT-Signatur: Z-GE.001).
6 Zeitschrift für Frauenstimmrecht [Beilage zu: Die Frauenbewegung] / Hrsg.: Augspurg, Anita [1907-1912, Nr. 2] ; Cauer, Minna [1912, Nr. 3-1918]. - Berlin : Duemmler; Löwenthal (FMT-Signatur: Z-GE003-Beil.2,1-2,2).
7 Die neue Generation : Publikationsorgan des Deutschen Bundes für Mutterschutz und der Internationalen Vereinigung für Mutterschutz und Sexualreform / Hrsg.: Helene Stöcker. - Berlin : Oesterheld; Leipzig : Verlag der Neue Geist; Berlin : Verlag (FMT-Signatur: Z-GE006).
8 Schaser, Angelika (2000): Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine politische Lebensgemeinschaft. - Köln/Weimar/Wien : Böhlau, S. 93ff (FMT-Signatur: FE.08.168).
9 Ebenda und Eggert, Dagny (2003): Aufbruch in eine Männerdomäne. Die Erörterung internationaler Fragen in Frauenzeitschriften der Weimarer Republik. - in: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Nr. 44, S. 46 (FMT-Signatur: Z-219).
10 Schaser, Angelika (2000): Helene Lange und Gertrud Bäumer. Eine politische Lebensgemeinschaft. - Köln/Weimar/Wien : Böhlau, S. 93ff (FMT-Signatur: FE.08.168).
 

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