Die erste Frauen Sommeruniversität

Social Media Beitrag vom 06.07.2025: Link zum Instagram-Post

Statt vorlesungsfreier Zeit freiwillig im Sommer in die Uni? 😧🌻 Keine so schlechte Idee! Insbesondere, wenn es Raum für die Themen geben soll, die ansonsten in der akademischen Welt zu kurz kommen. Das dachten sich auch die Akteurinnen der Neuen Frauenbewegung in Deutschland 1976, als sie die erste Sommeruniversität für Frauen ins Leben riefen. Heute vor 49 Jahren, ging es im Hörsaal 2 der Freien Universität zu Berlin (@fu_berlin) zur Sache.

 

„Wir wollen mehr als nur Objekt und Subjekt der Wissenschaft werden: wir wollen sie und die Gesellschaft verändern. Radikal.“[I1], so brachte es die Historikerin Gisela Bock in ihrer Eröffnungsrede auf den Punkt. Die Sommeruni war gedacht als ein lebendiges Labor feministischer Ideen, Diskussion und Problemlösungen: Aus Bocks und Barbara Dudens Feder entsprang z.B. der wegweisende Beitrag Arbeit aus Liebe – Liebe als Arbeit zur Geschichte der Hausarbeit. Dagmar Schultz sprach über die Sozialisation von Mädchen und Cillie Rentmeister kritisierte mit Berufsverbot für die Musen, dass Frauen in der Kunst zwar als Allegorien präsent sind, aber ansonsten systematisch ausgeschlossen werden.


Die Grundidee entwickelte eine Gruppe engagierter Dozentinnen, Assistentinnen und Doktorandinnen, inspiriert durch die Entwicklung an US-amerikanischen Universitäten.  Sie wehrten sich dagegen, dass ihre „Anpassung an die Prinzipien der Universität […] es uns verbot, die eigene Unterdrückung […] überhaupt wahrzunehmen.“[I1]  Ein rebellischer Akt gegen das akademische Beschweigen der Benachteiligung von Frauen an den bundesdeutschen Hochschulen. Gisela Notz schrieb päter: „Wir wollten uns nicht länger mit den Resten zufriedengeben, die uns die männlich dominierte Wissenschaft übrig ließ.“[I2]

 

Die Debatten auf der Veranstaltung wurden leidenschaftlich und nicht immer harmonisch geführt: Kritik gab es etwa an der mangelnden Berücksichtigung von Studentinnen mit Kindern oder lesbischer Frauen.
Insgesamt fanden bis 1983 sieben Sommerunis statt. Sie blieben durchgehend ein wichtiger Ort selbstbestimmter feministischer Wissensproduktion und politischer Vernetzung. 🚺

#FrauenMediaTurm #Frauengeschichte #Sommeruniversität #Frauenbewegung #Feminismus #Herstory #Bibliothek #GenderStudies #70erJahre #Wissenschaftsgeschichte #WomensStudies #OnThisDay


Leseempfehlungen

 

Interviews mit den Gründerinnen 👉 https://feministberlin.de/gruenderinnen-der-sommeruni-im-interview/


06.07.2025, Katharina Henze, Berit Schallner


 

 [I1] Gruppe Berliner Dozentinnen (Hrsg.). Frauen und Wissenschaft. Beiträge zur Berliner Sommeruniversität für Frauen Juli 1976, 1977, S. 9.

 [I2] Notz, Gisela. „Als die Frauenbewegung noch Courage hatte“, Gesprächskreis Geschichte, Heft 73, Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 2007, S. 18.

 

Diese Webseite verwendet Cookies.

Weitersurfen bedeutet: Zustimmung zur Cookie-Nutzung.

Mehr Informationen

OK