Elisabeth Schiemann

Social Media Beitrag vom 13.10.2025: Link zum Instagram Beitrag folgt

Elisabeth Schiemann (1881–1972) war Botanikerin, Genetikerin – und Widerstandskämpferin. Als eine der ersten Studentinnen der Berliner Universität promovierte sie 1912 über Mutationen bei Schimmelpilzen. Früh erforschte sie die Entstehung und Geschichte der Kulturpflanzen, veröffentlichte 1932 ein Standardwerk – bis heute ein Referenzwerk in der Pflanzenzüchtung. 🌱

Trotz Pionierleistungen blieb ihr der akademische Aufstieg lange verwehrt: 12 Jahre forschte sie unbezahlt am Botanischen Museum, und erhielt eine Professur erst mit über 60. Nach 1945 wurde sie an der Humboldt-Universität die erste Professorin der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. International geachtet, blieb sie dennoch eine Forscherin, deren Beiträge im Schatten männlicher Kollegen standen.

Die „Rassenlehre“ der Nationalsozialisten wies sie öffentlich als Unsinn zurück, engagierte sich in der Bekennenden Kirche und versteckte mit ihrer Schwester Gertrud Verfolgte – auch in eigenen Wohnungen. Die Folgen blieben nicht aus: 1940 wurde ihr die Lehrbefugnis entzogen und sie immer wieder mit Anfeindungen und Benachteiligung konfrontiert. Trotz späterer Rehabilitation und wissenschaftlichem Renommee musste Schiemann nach dem Krieg erleben, wie das von ihr geleitete Institut aufgelöst wurde, als sie in den Ruhestand ging.

Warum kein Nobelpreis? Einen Nobelpreis für Biologie gibt es gar nicht – Alfred Nobel verfügte in seinem Testament, dass die Nobelpreise ausschließlich für Medizin & Physiologie, Physik, Chemie, Literatur und Frieden vergeben werden sollten. Die Biologie wurde 1901 nicht berücksichtigt und Entdeckungen wie die von Schiemann fallen heute meist in die Kategorie „Medizin“ oder „Chemie“ – mit großer Konkurrenz.

Das erklärt zumindest „offiziell“, warum Schiemann leer ausging. Ihre Arbeit verband Genetik, Archäologie, Ethnologie und Botanik – interdisziplinär, lange bevor dies zum Schlagwort wurde. Wenn wir heute von einer „verdienten Nobelpreisträgerin“ sprechen, wäre Elisabeth Schiemann zweifellos eine Kandidatin. 📚✊

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Empfehlungen:

Ausstellung des KI-Projekts unter der Leitung von Gesine Born (Bilderinstitut) zu versäumten Bildern von Frauen in der Wissenschaft: „Her mit den Port[AI]ts“ (Universität Bonn). Das ganze Projekt gibt es hier.



03.10.2025, Katharina Henze






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