Social Media Beitrag vom 15.04.2025: Link zum Instagram Beitrag
Der 15. April 1931 war ein Höhepunkt im erbitterten Kampf um das Leben und die Freiheit von Frauen in der Weimarer Republik: Zehntausende waren in den Sportpalast in Berlin gekommen, um eine mutige Frau sprechen zu hören: Else Kienle, Ärztin, Rebellin, Menschenfreundin. Es war die größte einer Reihe von Kundgebungen, auf denen sie forderte „Weg mit dem §218!“

Geboren am 26. Februar 1900 im schwäbischen Heidenheim, widersetzte sich Else Kienle früh den Rollenbildern ihrer Zeit. Schon als Schülerin erkämpfte sie sich bei ihren männlichen Mitschülern Respekt – notfalls mit der Faust. Sie bestand darauf, Ärztin zu werden, obwohl man von „Töchtern aus gutem Hause“ anderes erwartete.
1929 eröffnete sie in Stuttgart ihre eigene Praxis – ein Zufluchtsort für Frauen, die ungewollt schwanger waren. Trotz drohender Strafen beriet sie über Verhütung, klärte auf, half in der Not – und verstieß damit offen gegen die Gesetze. Im Februar 1931 wurde sie wegen „gewerbsmäßiger Abtreibung“ in 320 Fällen verhaftet. In der Untersuchungshaft trat sie in Hungerstreik. Erst nach sieben Tagen völliger Nahrungsverweigerung wurde sie entlassen.
Und nun erhob sie ihre Stimme lauter denn je. Gemeinsam mit dem Arzt und Autor Friedrich Wolf tourte sie durch Deutschland – die Kundgebung im Sportpalast wurde zur größten dieser Versammlungen. Ihre Botschaft: Schwangerschaftsabbrüche dürfen kein Verbrechen sein.

Else Kienle wurde zur Symbolfigur des Kampfes gegen den §218. 1932 schrieb sie ihre ersten Memoiren: „Frauen: Aus dem Tagebuch einer Ärztin“. Kurz danach tauchte sie unter und ihr Leben blieb aufregend, so dass sie 1957 eine weitere Autobiographie verfasste: Woman Surgeon (dt. Mit Skalpell und Nadel: Das abenteuerliche Leben einer Chirurgin) behandelt ihr Leben als Schönheitschirurgin in den USA.

📸 Wir danken dem Privatarchiv Mascha Riepl Schmidt für die Bildnutzungsrechte.
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15.04.2025,