Social Media Beitrag vom 23.06.2025: Link zum Instagram-Post
Heute vor 47 Jahren, am 23. Juni 1978, reichten zehn Frauen, unterstützt von EMMA und dem Deutschen Frauenrat, die erste sogenannte Sexismusklage der Bundesrepublik ein, darunter Alice Schwarzer sowie die Schauspielerinnen Margarethe von Trotta, Erika Pluhar und Inge Meysel. Ihr Ziel: Das Magazin STERN und Chefredakteur Henri Nannen sollten gerichtlich daran gehindert werden, Frauen weiterhin als „bloßes Sexualobjekt“ darzustellen und so ein Bild zu vermitteln, in dem „der Mann über die Frau beliebig verfügen und sie beherrschen kann“. 👩⚖️✊

Das Hamburger Landgericht wies die Klage zwar am 26. Juli 1978 ab – mit der Begründung, „Frauen“ seien als Gruppe juristisch nicht beleidigungsfähig – doch der Richter betonte im Urteil, die Berechtigung ihres Anliegens: „In 20 oder 30 Jahren werden die Klägerinnen vielleicht gewinnen können.“
Trotz der juristischen Niederlage war die gesellschaftliche Wirkung enorm: Der Prozess löste eine breite Debatte über Sexismus in Medien und Öffentlichkeit aus und markierte einen Wendepunkt in der Wahrnehmung feministischer Anliegen. Sie machte strukturellen Sexismus in der BRD sichtbar und zeigte, dass feministische Forderungen öffentlich und offensiv vertreten werden können, auch wenn sie nicht sofort Früchte trugen.


Die Klage fügt sich in eine internationale Entwicklung ein: Ab den 1970er Jahren protestieren Aktivistinnen weltweit verstärkt gegen die Objektivierung von Frauen in den Medien, so zum Beispiel in den USA (NOW-Kampagnen) und in Mexiko (Fall Cecilia González Baldera, 1977). Doch die gerichtliche Auseinandersetzung mit einem großen Medienhaus war in der BRD ein Novum, die zukünftigen Feministinnen einen Präzedenzfall bot. Ein aktuelles Beispiel ist die öffentliche Debatte über sexistische Werbungin Südkorea („Fingergeste-Kontroverse“, 2021/2022).
📰 Wenn ihr mehr Details wollt, schaut online im EMMA-Lesesaal, unserer Chronik der Neuen Frauenbewegung (Eintrag 1978) oder vor Ort im FMT vorbei:
EMMA 7/1978: „Stern erniedrigt Frauen: wir klagen an!“ (FMT: Z-Ü107:1978-7-a)
EMMA 8/1978: „Antwort an Nannen & Co“ (FMT: Z-Ü107:1978-8-a)
Urteil: „Im Namen des Volkes“ (FMT: Z-Ü107:1978-9-a)
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23.06.2025, Katharina Henze, Berit Schallner