Social Media Beitrag vom 20.05.2023: Link zum Instagram-Post
Heute vor 130 Jahren starb die Revolutionärin Henriette Obermüller-Venedey (geb. Obermüller am 05.04.1817).

Schon als Kind wurde sie umfassend ausgebildet und darin geschult, kritisch gegenüber der Herrschaft des Adels und der Kirche zu sein. 1837 ging sie mit ihrem Cousin Gustav eine Vernunftehe ein und zog mit ihm nach Le Havre. Ein Grund hierfür war, sie vor Ermittlungen der Polizei zu schützen, da sie drei weiteren ihrer Cousins geholfen hatte, vor der Polizei zu fliehen. Die drei hatten sich am Frankfurter Wachensturm 1833 beteiligt, ein gescheiterter Versuch, in Deutschland eine Revolution auszulösen.


1845 zog das kinderlose Paar zurück nach Baden, suchte den Kontakt zu liberalen, demokratisch-republikanischen Gruppen und stellte sein Haus als Treffpunkt zur Verfügung. Im Revolutionsjahr 1848 hielt Henriette öffentliche Reden für die Republik und nahm am Kongreß der demokratischen Vereine Badens teil. Sie gründete den Verein der Demokratinnen Durchlachs und nähte rote Fahnen, unter anderem eine mit der Aufschrift „Siegen oder Todt“. Die übergab sie während den Barrikadenkämpfen in Durlach 1849 dem Freiwilligen-Bataillon auf den Barrikaden und musste nach der Niederschlagung der Revolution wieder einmal über die Grenze ins Elsass und in die Schweiz fliehen.


Nach ihrer Rückkehr nach Baden wurde sie wegen ihrer revolutionären Aktivitäten des Hochverrats angeklagt und musste als eine der wenigen revolutionären Frauen ins Gefängnis. Ihr Mann verstarb wenige Jahre später an den Folgen seiner Haftzeit und Obermüller heiratete daraufhin 1854 den ehemaligen Paulskirchenparlamentarier Jakob Venedey.


Henriette beteiligte sich ab 1866 wieder aktiv an der Politik: für Frauenrechte! Sie wurde Mitglied der Association internationale des femmes und führte einen regen Gedankenaustausch mit Marie Goegg-Poucholin und vielen weiteren Intellektuellen. Zudem arbeitete sie am Journal des femmes mit, warb neue Abonnentinnen und vertrieb diese im Großherzogtum Baden.
Henriette heute: In ihrer Geburtsstadt Karlsruhe ist eine Straße nach ihr benannt und ihre autobiographischen Schriften befinden sich noch immer im Privatbesitz ihrer Nachfahren.
Literatur
Bublies-Godau, Birgit (Hg.) „Dass die Frauen bessere Democraten, geboren Democraten seyen…“ in: Stadt Karlsruhe, Stadtarchiv et. al. (Hg.) Henriette Obermüller-Venedey: Tagebücher und Lebenserinnerungen 1817-1871, Schriftenreihe: Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte, Bd. 7, 1999.
Bublies-Godau, Birgit. “Venedy, Henriette” in: Neue Deutsche Biographie 26, 2016, S. 749-751, aufgerufen am 08.05.2023, URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd121844137.html?language=en.
20.05.2023