Social Media Beitrag vom 24.07.2025: Link zum Instagram-Post
Am 24. Juli ist International Self-Care Day – doch hinter #SelfCare verbirgt sich weit mehr als Wellness und Duftkerzen! 🕯 Im feministischen Kontext ist Selbst(für)sorge hochpolitisch: als Akt des Widerstands gegen medizinische Zumutungen, patriarchale Strukturen und die Selbstverständlichkeit, mit der die unbezahlte Sorgearbeit, die Frauen für andere leisteten, vereinnahmt wird.

Warum ist Selbstfürsorge politisch? Weil Frauen historisch betrachtet traditionell für andere sorgen: Kinder, Ehemänner, Kranke, Alte. Ihre eigenen Bedürfnisse bleiben hinter denen, die sie versorgen, zurück. „Arbeit aus Liebe – Liebe als Arbeit“, nannten das Gisela Bock und Barbara Duden in ihrem klassischen Aufsatz über die Geschichte der Hausarbeit von 1976. Feministische Aktivistinnen kämpften für einen Blickwechsel: Selbstsorge sei nicht egoistisch, sondern notwendig.


In der Neuen Frauenbewegung der 1970er Jahre wurde Selbstfürsorge auch als „Hilfe zur Selbsthilfe“ verstanden. Die Frauengesundheitsbewegung kritisierte die Schulmedizin, die Nebenwirkungen der Antibabypille und einengende Körperbilder. In Publikationen wie Hexengeflüster (1975) oder dem Frauenhandbuch Nr. 1 (1972) der Gruppe Brot und Rosen wurden Wissen und Strategien für mehr Selbstbestimmung über den eigenen Körper geteilt. Auch Themen wie Essstörungen und psychische Gesundheit wurden erstmals offen diskutiert.


„Self-Care“ als Begriff wurde seit den 1980ern vor allem im medizinischen Kontext populär. In der philosophischen und feministischen Tradition (z.B. bei Foucault) ist „Selbstsorge“ eine ethische Praxis der Selbstermächtigung und gesellschaftlichen Kritik – weit entfernt von der heutigen Vermarktung als individuelles Wellness-Programm.


Diese Kommerzialisierung blendet die politischen Wurzeln aus und kann Frauen unter Druck setzen, immer „perfekt“ für sich zu sorgen – unabhängig von ihren Lebensrealitäten. Das Phänomen thematisieren z.B. auch feministische Zeitschriften in unserem Bestand wie „Mathilde“ (Z-205:2017, Nr. 25: „Selbstliebe, Selbstfürsorge“,) oder „Betrifft Mädchen“ (Z-S081:2011, Nr. 24: „Lilo rennt. Burnout und Selbstsorge“). 📖
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Leseempfehlungen
Bock, Dr. Jessica. „Feministische Ratgeber zur Selbsthilfe“, in: Digitales Deutsches Frauenarchiv, 2024, Zuletzt angesehen: 29.07.2025, URL: https://www.digitales-deutsches-frauenarchiv.de/angebote/dossiers/218-und-die-frauenbewegung/feministische-ratgeber-zur-selbsthilfe.
24.07.2025, Katharina Henze, Berit Schallner