Social Media Beitrag vom 26.07.2025:
Am 10. August ist Internationaler Tag gegen den Hexenwahn – und wer denkt, Hexenverfolgung sei ein Thema aus dem Mittelalter, liegt ziemlich daneben. Zwar erreichte die Hexenjagd in Europa in der frühen Neuzeit einen Höhepunkt – aber: es wurden weltweit vermutlich mehr Menschen wegen angeblicher Hexerei seit den 1960ern hingerichtet, als während der ganzen europäischen Verfolgungsperiode.


Werfen wir zunächst einen Blick zurück. 🧐⏳ Eine bekannte Figur der Kölner Hexenverfolgung ist Katharina Henot (1570-1627): Patrizierin, Postmeisterin und – angeblich – Hexe. Nach dem Tod ihres Vaters führte sie zusammen mit ihrem Bruder die kaiserliche Postmeisterei weiter – ein einflussreicher, umkämpfter Posten. Dass Neid bei ihrer Denunziation als Hexe eine Rolle spielte, ist sehr wahrscheinlich.


Im Oktober 1626 wurde sie während eines Exorzismus im St. Claren-Kloster (dasselbe Kloster, in dem ihre Schwester und Tochter lebten) der Hexerei bezichtigt. Am 9. Januar 1627 wurde sie verhaftet und „peinlich befragt“, was so viel heißt wie: gefoltert. Sie wurde verurteilt, erwürgt und verbrannt.


Katharina war kein Einzelfall. Zwischen 1435 und 1655 wurden in Köln 96 Menschen der Hexerei beschuldigt – 85 davon Frauen. Mindestens 37 von ihnen wurden hingerichtet. Die literarische Untermalung kam in Form misogyner Dämonologie-Schmöker wie dem berüchtigten Hexenhammer – ein frauenverachtender Bestseller, der die Hexenjagd legitimierte.
Aufgrund kirchlicher und allgemeiner Frauenverachtung gerieten diese eher in den Fokus der Verfolgungsbehörden – die Hexenverfolgung traf überproportional ältere, armutsbetroffene Frauen. Insgesamt wurden zwischen 40 000 und 60 000 Menschen Opfer der Verfolgungen, davon waren ca. 75 – 80 % weiblich.


Hexenverfolgung war kein irrationaler Ausreißer der Geschichte, sondern Ergebnis verschiedener Krisen europäischer Gesellschaften der frühen Neuzeit. Für Pandemien, Kriege, Reformationen und den schwindenden Einfluss alter Eliten wurden häufig Frauen zu den Sündenböcken krisengeschüttelter Regionen.
Handelt es sich also um kulturell legitimierte Wellen von Femiziden? Was meint ihr? 🤔
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10.08..2025, Antonia Eger, Berit Schallner