Louise Astons Freischärler

Social Media Beitrag vom 01.11.2023: Link zum Instagram-Post

Heute vor 175 Jahren erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift Der Freischärler. Seine Herausgeberin war die Revolutionärin Louise Aston, die nicht nur die politischen Verhältnisse umordnen wollte, sondern bereits in ihrem Privatleben für ihre persönliche Freiheit gekämpft hatte.

Als Louise Franziska Hoche (1814-1871) wurde sie 17-jährig gegen ihren Wunsch mit dem 23 Jahre älteren englischen Fabrikanten Samuel Aston verheiratet. Es folgte eine skalandöse Ehe. Sie schrieb alles in einem halb auto-biographischen Werk nieder: Aus dem Leben einer Frau (1847) – darüber berichten wir euch noch!

Louise zog mit ihrer einzig überlebenden Tochter nach Berlin und schloss sich dort jungen, revolutionären Intellektuellen an, da sie selbst eine literarische Laufbahn einschlagen wollte. Aufgrund anonymer Beschwerden wurde sie bald von der Polizei überwacht und 1846 als staatsgefährdend aus Berlin ausgewiesen. Der Grund: Ihr nonkonformes und vor allem für eine Frau ungebührliches Verhalten. Ihre Freunde, Verehrer und die Zeitungen nannten sie die „Deutsche George Sand“ (Kölnische Zeitung 01.07.1846) – sie rauchte Zigarren, trug Hosen, schrieb erotische Gedichte und pflegte außereheliche Affären.

Der Ausweisung begegnete sie mit einer Schrift, in der sie für die Rechte der Frau innerhalb und außerhalb der Ehe, für Frauenbildung und Berufsausübung eintrat: „Meine Emancipation, Verweisung und Rechtfertigung“. Vor allem die in ihr formulierte, radikale Kritik an der Institution der Ehe stieß bei anderen Frauenrechtlerinnen auf Widerstand. Louise Dittmar und Louise Otto-Peters kritisierten Aston für ihre Sexualmoral – dahinter stand die Angst, mit moralisch kontroversen Positionen wie das Recht auf freie Liebe die anderen Anliegen der Frauenbewegung zu beschädigen, zum Beispiel die politische Teilhabe.

1848 konnte sie aufgrund der revolutionären Umwälzungen nach Berlin zurückkehren und schloss sich den Freischaren (ein militärischer Freiwilligenverband, der sich, anders als reguläre Streitkräfte, ohne förmliche Autorisierung einer Kriegspartei vielmehr auf Veranlassung einer politischen Partei oder einer bestimmten Person, an einem Krieg beteiligt) zur Unterstützung der schleswig-holsteinischen Nationalbewegung an. Hierbei zog sie sich eine Schussverletzung zu und war fortan journalistisch tätig. Am 1. November erschien die erste Ausgabe des Freischärler. Sie beschäftigte sich darin mit der Frage, was Freiheit eigentlich sei.

Ein wichtiger Aspekt war für sie die Freiheit, zu wählen, und zwar für Männer wie Frauen. Sie verglich ihre Zeitschrift mit einem Freischärler-Schwert: Sie focht nun mit der Feder für die Revolution. Insgesamt erschienen sieben Ausgaben bis das Blatt von der Zensur verboten wurde und Aston Berlin erneut verlassen musste.

Ihren letzten Roman verfasste sie in Bremen. In Revolution und Contrerevolution verarbeitete sie ihre persönlichen Erfahrungen der Revolutionsjahre. Sie veröffentlichte zudem eine Gedichtsammlung, Freischärler-Reminiscenzen (1849), die sie einige Wochen lang in Louise Otto-Peters Frauen-Zeitung bewarb. Otto-Peters aber blieb ihr gegenüber äußerst kritisch: Im September 1849 veröffentlichte sie eine Rezension sowie ein Gedicht der Dichterin Emilie Spreu, in denen sie Louise Aston für ihre freie Sexualmoral und ihre Verstöße gegen zeitgenössische Weiblichkeitsnormen verurteilten. Die Werbung erschien danach nicht mehr.



01.11.2023




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