Social Media Beitrag vom 26.09.2023: Link zum Instagram-Post
Eine der erfolgreichsten Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts – ihre Romane millionenfach aufgelegt, ins Englische übersetzt und als Theaterstücke adaptiert – schrieb unter dem Pseudonym Luise Mühlbach und verstarb heute vor 150 Jahren.

Ihr erstes Werk veröffentlichte die zweite Tochter des Neubrandenburger Bürgermeisters Friedrich Müller mit 24 Jahren. Die junge Clara Maria Regina Müller wuchs in einem literarischen und musikalischen Haus auf und erhielt eine breit gefächerte Bildung. Ihren Mann, den Autor Theodor Mundt, lernte sie durch einen Briefwechsel kennen. Er ermunterte sie, ihre emanzipatorischen Ideen zu verschriftlichen. Nach der Eheschließung 1839 zog das junge Paar nach Berlin. Dort führte das Ehepaar einen literarischen Salon, der bei KünstlerInnen und AristokratInnen gleichermaßen beliebt war.
Aufgrund emanzipatorischer Ideen in seinen Romanen wie Madonna oder Moderne Lebenswirren stand der liberale Schriftsteller Theodor unter Bewachung des Staats und bekam jahrelang keine Stelle als Professor, bis er 1842 Privatdozent wurde. Aber auch Luise fiel mit ihren Werken vor 1849 auf: ihr eilte früh der Ruf einer ‚Emancipirten‘ voraus (Möhrmann 1977, 61).
1848 erhielt Mundt erstmals eine Professur, musste hierfür jedoch nach Breslau ziehen. Luise reiste zwischen Berlin und Breslau hin und her, denn den „politisch wichtigsten Winter“ wollte sie nicht in der Provinz verbringen (Tönnesen 1998, 223 cit. Brief Mühlbachs and Ludmilla Assing 30.08.1848). Während der Revolution schrieb sie einen dreibändigen Roman zur ersten englischen Berufschriftstellerin Aphra Behn, in dem sie auch frühfeministischen Ideen der Vormärzzeit verhandelte.
Als ihr Ehemann 1861 verstarb, war sie froh darüber, dass sie als berufstätige Schriftstellerin ihre Familie ernähren konnte. Luise behandelte in ihren Romanen emanzipatorische Themen, so zum Beispiel die typische Zweckehe, die aus sozialen oder finanziellen Gründen eingegangen wurde, und die mangelhaften Scheidungsmöglichkeiten. Sie thematisierte in ihren Werken die Perspektivlosigkeit von wirtschaftlich abhängigen Ehefrauen, kritisierte den Frühkapitalismus, den zunehmenden Materialismus und die aus der Verstädterung resultierende Armut und gesellschaftliche Segregation.
Wie Fanny Lewald, Ida Hahn-Hahn und Louise Aston gehörte Mühlbach zu den viel gelesenen Schriftstellerin ihrer Zeit, die dennoch vor den 1970er Jahren beinahe vollständig vergessen waren. Der Medienwissenschaftlerin Renate Möhrmann ist zu verdanken, dass Luise Mühlbach heute als Vormärzautorin bekannt ist.







26.09.2023