Social Media Beitrag vom 24.02.2025: Link zum Instagram-Post
Sie galt als „der weibliche Bebel“ und wurde als erste Frau in Deutschland in einen Parteivorstand gewählt: Luise Catharina Amalie Zietz (1865–1922). Sie war bereits politisch aktiv, als Frauen die politische Betätigung noch verboten war. Genau wie Marie Juchacz gehörte sie 1919/20 als Abgeordnete der Weimarer Nationalversammlung an, allerdings als Vertreterin der SPD-Abspaltung USPD.

Bereits ab 1892 war die Tochter eines Hamburger Wollwebers illegalerweise in der SPD aktiv. Offiziell trat sie erst 1908 ein. Erst dann war durch das Reichsvereinsgesetz das politische Betätigungsverbot für Frauen aufgehoben worden, welches ihnen die Mitgliedschaft in oder die Gründung von politischen Vereinen und Parteien verboten hatte. Luise Zietz, die bereits in der Illegalität Frauen vernetzt hatte, wurde Reichsfrauensekretärin der SPD und erlangte schnell den Ruf als populäre Agitatorin der Partei, insbesondere für Frauenrechte.


Auf der 2. Internationalen Frauenkonferenz von 1910 stellte die Parlamentarierin vor 896 anderen Delegierten in Kopenhagen eine Resolution vor, in der sie für das allgemeine Frauenwahlrecht plädierte. Dies sei „nicht eine Etappe auf dem Wege zum allgemeinen Wahlrecht, sondern das größte Hindernis dafür.“ Dank Frauen wie ihr hatte die SPD das Frauenwahlrecht frühzeitig und offensiv in ihrem ersten öffentlichen Parteiprogramm bereits 1908 gefordert.


1914 gehörte Zietz zu den PazifistInnen der Partei und wurde aus dem Parteivorstand entlassen. 1917 begründete sie die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands (USPD) mit. Die Wahl in die Nationalversammlung zwei Jahre später stellte einen Meilenstein ihrer Politikkarriere dar; wie keine andere Parlamentarierin wusste sie die neuen Handlungsspielräume zu nutzen.
Sie stritt für die Gleichheit der Geschlechter in der Weimarer Reichsverfassung und setzte sich für ArbeiterInnenrechte ein, darunter den Achtstundentag, den Mutterschutz und das Verbot von Kinderarbeit. Am 16. Januar 1922 erlitt die streitbare Politikerin während einer Reichstagssitzung einen Herzinfarkt, an dem sie am darauffolgenden Tag verstarb.
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Quellenmaterial
„Verhandlungen der Zweiten Internationalen Frauenkonferenz,“ in Arbeiterinnen-Zeitung, Jahrgang 1910, S. 246, angesehen am 21.02.2025, URL: https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno-plus?aid=abg&datum=1910&page=246.
24.02.2025