Social Media Beitrag vom 30.07.2025: Link zum Instagram-Post
„Wo Frauen hinkommen, müssen Haß und Feindschaft verstummen.“ Heute, am 3. August, wäre die Verfasserin dieses Gedankens 123 Jahre alt geworden – doch wer war diese Frau, die als erste ordinierte Rabbinerin der Welt Geschichte schrieb?

Geboren 1902 im Berliner „Scheunenviertel“, wuchs Regina Jonas unter schwierigen Bedingungen auf. Bereits als Jugendliche formulierte sie den Wunsch, Rabbinerin zu werden – ein Ziel, das Frauen im traditionellen Judentum verwehrt blieb. 🕍📚


Nach dem Abitur studierte Jonas ab 1924 an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. 1935 erhielt sie, nach langem Ringen, die Rabbinerordination. Jonas argumentierte in ihrer Abschlussarbeit, einer Streitschrift, Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden? (1935), dass die jüdische Tradition kein explizites Verbot für Rabbinerinnen kenne, sondern gesellschaftliche und halachische Auslegungen Frauen vom Amt ausschlossen.

Während einzelne liberale Theologen wie ihr Prüfer Max Dienemann sie unterstützten, galt ihr Ziel selbst an der liberalen Hochschule als außergewöhnlich und provozierte im deutschen Judentum teils heftige Kontroversen. Ihre Biografin Elisa Klapheck beschreibt Jonas als Pionierin, die mit außergewöhnlicher Beharrlichkeit und intellektueller Klarheit für die Gleichberechtigung von Frauen innerhalb einer größeren innerjüdischen Auseinandersetzung eintrat.
Trotzdem – erst ab 1937 durfte Jonas in Berliner Gemeinden aktiv werden. Während des Nationalsozialismus übernahm Regina Jonas zunehmend Aufgaben in Gemeinden, aus denen Rabbiner geflohen oder deportiert worden waren. 1942 wurde sie ins Ghetto Theresienstadt deportiert, wo sie trotz der extremen Bedingungen als Seelsorgerin, Predigerin und Vortragende weiterarbeitete. 1944 wurde sie nach Auschwitz verschleppt und ermordet.



Jonas’ Wirken blieb nach dem Holocaust lange unbeachtet. Erst seit den 1990er Jahren wird ihr Beitrag zur Emanzipation von Frauen im religiösen Kontext kritisch gewürdigt. Vier Jahrzehnte dauerte es bis 1972 in den USA die nächste Frau das Rabbinerinnenamt erhielt. In Deutschland geschah dies erst 2010.
👉 Auf den letzten beiden Kacheln findet Ihr Literaturempfehlungen zum Thema:


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Leseempfehlung
Klapheck, Elisa: „Mir war nie darum zu tun, die Erste zu sein.“ Das Vermächtnis von Rabbinerin Regina Jonas. In: Seminar für Jüdische Studien, Universität Paderborn, Zuletzt angesehen am 14.07.2025, URL: https://kw.uni-paderborn.de/fileadmin-kw/Seminar_fuer_Juedische_Studien/Elisa_Klapheck__Regina_Jonas.pdf
03.08.2025, Katharina Henze