Social Media Beitrag vom 21.06.2025: Link zum Instagram-Post
Wut ist laut, unbequem, explosiv. Doch Frauen wird dieses Gefühl selten zugestanden. Weibliche Wut gilt als hysterisch, als Makel, als Gefahr. Und das zu Recht: Wut kann nämlich Veränderungen in Gang setzen, gesellschaftlich und privat. In ihr liegt die Kraft der Befreiung ebenso wie die Gefahr von Zwang und Gewalt. Wut ist ein politisches Gefühl – ist sie auch ein feministisches? 🤔🧨

Derzeit zumindest erscheint „Wut“ als das feministische Gefühl der Stunde. Virtuell auf Instagram, TikTok, und YouTube, in Buchrezensionen oder Videoessays, im Reallife auf Veranstaltungen und in Diskussionen: sie ist immer dabei.
Doch was ist eigentlich Wut genau? Wir versuchen es mal so: Wut ist eine heftige, impulsive Emotion; intensiver als Ärger, schwerer zu kontrollieren als Zorn. Sie reicht von leiser Empörung bis zur explosiven Raserei – und wird in unserer Gesellschaft oft als „hysterisch“ und „unweiblich“ abgewertet, wenn Frauen sie haben.
Das fiel auch schon der autonomen Frauenbewegung der 1970er Jahre auf, die sich intensiv mit ansonsten tabuisierten Gefühlen beschäftigte und so die emotionalisierten Weiblichkeitsideale der bundesdeutschen Gesellschaft zerlegte. „So lang die Geschichte unserer Unterdrückung ist, so lang ist der Zwang für Frauen, lieblich zu sein und kindlich. […] Aktiv oder gar aggressiv hat ein Mädchen nicht zu sein. Wut soll sie nicht nach außen, nicht gegen die, die sie wütend machen, richten, sondern nach innen kehren. Resultat: stille, brave Mädchen; gehemmte, depressive Frauen.“ schrieb Marianne Wex schon 1977.[1]
Wut ist also oft eine legitime, notwendige Reaktion auf Unterdrückung. Wut verweigert die passive Akzeptanz von Ungerechtigkeit. Wut kann Initialzündung für Mobilisierung, Protest und Solidarität sein. Oder?
In unserer neuen Reihe schauen wir genau hin: Was macht Wut so politisch? Wie hat sie die Frauenbewegung geprägt? Und was machen wir mit ihr, wenn wir sie haben? Dazu gibt es mehr von uns in den nächsten Monaten.
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[1] Marianne Wex, „Die Sprache unserer Körper“, EMMA 12, 1977, S. 38 – 43.
21.06.2025, Katharina Henze, Berit Schallner