Wut – Tabu, Stigma & Stereotype

Social Media Beitrag vom 12.07.2025: Link zum Instagram-Post

💥 Wut ist ein Gefühl, das Platz braucht, Klarheit schafft und Grenzen setzt – alles Dinge, die Mädchen und Frauen kulturell oft verwehrt blieben oder sogar systematisch aberzogen wurden. Für Jungen und Männer hingegen war und ist es häufig eines der wenigen erlaubten, ja sogar erwünschten Gefühle, zumindest sofern es zur rechten Zeit ausgelebt wird.

Diese Bewertung hat eine lange Geschichte: Schon in der Antike galt männlicher Zorn als Zeichen von Stärke und Führungsqualität – etwa bei homerischen Helden wie Achilles. Wütende Frauen tauchten in Mythen meist als Furien oder als Figuren wie Klytaimnestra, Medusa oder Elektra auf: Ihre Wut entspringt oft erlittenem Unrecht, doch ihre Vergeltung wird als zerstörerisch oder unkontrollierbar erzählt.

Wütende Frauen machten aber auch Geschichte, so z.B. bei Protesten im antiken Rom, in den Bildern der Renaissance-Künstlerin Artemisia Gentileschi oder während der französischen Revolution (s. Kachel 5).

Im 19. und frühen 20. Jahrhundert kam mit der Psychologie die Pathologisierung weiblicher Wut: legitime Gefühle wie Wut galten nun als krankhaft und irrational. Die „hysterische Frau“ wurde zum Inbegriff des Irrationalen und der Schwäche. Ein Beispiel dafür ist die Frauenrechtlerin Bertha Pappenheim („Anna O.“), deren Fall in Freuds Studien über Hysterie (1895) veröffentlicht wurde.

Von Medusa bis Hillary Clinton, die im US-Wahlkampf 2016 gegen das Stigma der „Angry Woman“ kämpfte – das Tabu weiblicher Wut prägt bis heute Stereotype. Begriffe wie „Resting Bitch Face“ oder „Feminazi“ machen sie lächerlich delegitimieren sie. „Eine wütende Frau verliert an Status, ganz gleich, in welcher Position sie ist,“ schreibt Victoria L. Brescoll (2008). Das Resultat des Stigmas: Viele Frauen richten ihre Wut nach innen – Leslie Jamison nennt das: „I don’t get angry. I get sad.“

Doch gegen diese Tabuisierung regte sich immer auch Widerstand: Mary Wollstonecraft bezeichnete schon 1792 in Eine Verteidigung der Rechte der Frau (1792) Wut als Reaktion auf Unterdrückung – bleibt dran! 📚👭

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Leseempfehlungen

Brescoll, Victoria L., und Eric Luis Uhlmann. “Can an Angry Woman Get Ahead? Status Conferral, Gender, and Expression of Emotion in the Workplace.” Psychological Science, Vol. 19, Nr. 3, 2008, S. 268–275, URL: https://projects.iq.harvard.edu/files/wappp/files/brescoll_emotion_workpalce.pdf

Cain, Susan. “I Used to Insist I Didn’t Get Angry. Not Anymore.” The New York Times Magazine, 17 Jan. 2018, Zuletzt angesehen: 17.07.2025, URL: https://www.nytimes.com/2018/01/17/magazine/i-used-to-insist-i-didnt-get-angry-not-anymore.html.

Susemichel, Lea. „Die rote Bärin.“ an.schläge – Das feministische Magazin, 2022, Zuletzt angesehen: 17.07.2025, URL: https://anschlaege.at/die-rote-baerin/.

12.07.2025, Katharina Henze, Berit Schallner




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