Frauenbewegung in den Medien – Medien der Frauenbewegung

Das Verhältnis zwischen Frauenbewegung und bundesdeutscher Öffentlichkeit war häufig ambivalent. Der FMT erschließt in seinem aktuellen DDF-Projekt multimediale Quellen der Berichterstattung über die westdeutsche Frauenbewegung der 1970er und 1980er Jahre sowie der autonomen Medien der Bewegung im selben Zeitraum.

Die alternative feministische Presse stellte ab Anfang der 1970er Jahre das wichtigste Medium zur regionalen, überregionalen und internationalen Verständigung der Bewegung dar. Hier wurden Debatten geführt, neue Fragen gestellt und Informationen verbreitet – abseits der etablierten Medienlandschaft und der linken Alternativpresse, die über die Neue Frauenbewegung größtenteils gleichgültig, ja spöttisch bis feindselig berichteten.

Feministische Presse als alternativer Raum

Feministische Medien enthielten neben thematischen Artikeln, Cartoons und Collagen in der Regel Informationen zu Frauengruppen, Kampagnen, Frauenzentren und Terminen; damit stellten sie einen wichtigen Pfeiler feministischer Mobilisierung dar. Darüber hinaus wurden hier häufig szeneinterne Konflikte verhandelt. Damit boten sie Raum für Selbstverständigung und waren selbst Teil der feministischen Praxis. Sie stellen einen Quellenfundus dar, der Diskurse und Praktiken ebenso abbildet, wie Netzwerke und geographische Spezifika.

So lassen sich Einzelpersonen und Netzwerke erforschen, Ereignisse, Treffen und Debatten rekonstruieren. Da viele Zeitschriften über längere Zeiträume erschienen sind – manche bis heute – bilden sie besonders gut Entwicklungen, Veränderungen, Kontinuitäten und Brüche ab. Der FrauenMediaTurm (FMT) sammelte neben überregionalen Zeitschriften auch kleine Blätter und Publikationen, die nur für eine kurze Zeitpubliziert wurden, sowie feministische Zeitschriften aus der ganzen Welt.  

Berichterstattung in den Mainstreammedien

Zusätzlich hat der FMT in diesem Jahr Bestände aus dem Vorlass von Alice Schwarzer übernommen, die in Print, Funk und Fernsehen das Verhältnis von Presse und Öffentlichkeit zur Neuen Frauenbewegung dokumentieren. Es handelt sich um Artikel, Radio- und Fernsehsendungen aus den 1970er bis in die 1980er Jahre. Die Printartikel stammen aus der überregionalen und regionalen Tagespresse, aus Wochenmagazinen und linken Szene-Zeitschriften. So berichtete unter dem Titel Aufstand der Frauen die Münchener Abendzeitung am 3. Juni 1971 bereits über die kurz bevorstehende Aktion Wir haben abgetrieben.

Es finden sich Presseberichte über das erste Zusammentreffen etablierter Frauenverbände und den neuen Wilden der autonomen Frauenbewegung 1974 in der Evangelischen Akademie Loccum sowie eine Spiegel-Reportage von 1976 über Männergruppen unter dem Titel Du willst das Patriarchat in dir bekämpfen. Die Sammlung der Funk- und TV-Aufzeichnungen besteht vorwiegend aus Materialien des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Sie enthält unter anderem Alice Schwarzers Film über und mit Simone de Beauvoir im französischen Original von 1973 sowie in der deutschen Überarbeitung von 1974 und zahlreiche weitere Schätze.

Das DDF-Projekt ist am 1. Januar 2022 gestartet und hatte eine Laufzeit von 12 Monaten. Der FMT erschloss im Rahmen des Projektes feministische Zeitschriften, archivierte den multimedialen Teilvorlass von Alice Schwarzer, stellte die Artikel-Verlinkungen zum EMMA-Archiv im META-Katalog auf eine nachhaltige Grundlage und digitalisierte 25 Jahrgänge des Frauenkalenders. Es entstanden außerdem Essays zu den feministischen Zeitschriften Lesbenpresse, Die Schwarze Botin, Clio, beiträge zur feministischen theorie und praxis sowie femina politica.

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