Social Media Beitrag vom 11.11.2024: Link zum Instagram Beitrag
Heute am Beginn der Karnevalsaison in Köln wurde die erste Polizeiassistentin und Sozialreformerin Henriette Arendt vor 150 Jahren in Königsberg geboren. Während der Karneval die Verhältnisse im besten Fall für kurze Zeit zum Tanzen bringt, hat Henriette Arendt auf ganz reale Weise das System ihrer Zeit herausgefordert. Sie setzte sich transnational für Frauenrechte und Kindeswohl ein.

Als junge Frau schickte ihr Vater sie nach Berlin, um Buchhalterin zu werden und später in seinem Kontor zu arbeiten. Mit 21 Jahren beschloss sie, stattdessen Krankenschwester zu werden. In den 1890er Jahren arbeitete sie in verschiedenen Krankenhäusern und lernte die Bedingungen der Krankenpflege gut kennen. 1909 erschien ihr Buch „Dornenpfade der Barmherzigkeit“, in dem sie die dort herrschenden Missstände kritisierte.
1903 wurde Arendt als erste Polizeiassistentin Deutschlands in Stuttgart angestellt. Im Alltag setzte sie sich für Frauen ein, die durch Prostitution und Ausbeutung in Not geraten waren. Sie kämpfte gegen Kinderhandel und verurteilte den Machtmissbrauch durch die Polizei. Doch dieser Einsatz brachte ihr nicht nur Anerkennung: Vorwürfe, Intrigen und Sexismus führten schließlich dazu, dass sie ihren Posten 1908 aufgab. Auch diese Zeit schilderte sie in einem Werk, „Erlebnisse einer Polizeiassistentin“, das 1910 erschien.
Henriette Arendt blieb ihrem Kampf für Menschenrechte treu und wanderte in die Schweiz aus, wo sie Vorträge gegen internationalen Kinderhandel hielt und Waisenkinder versorgte. Bei Ausbruch des ersten Weltkriegs befand sie sich für einen Vortrag in England und gab sich als Schweizer Staatsbürgerin aus. Als das aufflog, ging sie eine Scheinehe mit ihrem französischen Vetter ein, um die für die französische Staatsbürgerschaft zu erhalten. Dennoch wurde die erste deutsche Polizeiassistentin von der britischen Polizei im Mai 1915 als mutmaßliche Spionin festgenommen und vor ein Kriegsgericht gestellt. Sie wurde nach Rotterdam abgeschoben. Nach einem Versorgungseinsatz und erneuter Abschiebung in Wien, fand sie als Oberschwester in der französischen Rheinarmee in Mainz eine Anstellung und starb verfrüht 1922.
#Pionierin
11.11.2024