Vier Tage lang, vom 27. bis 30. Oktober, waren im FrauenMediaTurm zu Köln rund 60 Frauen zu Gast, deren gemeinsames Anliegen die Sicherung der Geschichte der Frauenbewegung ist: Aktivistinnen von i.d.a. (Dachverband deutschsprachiger Lesben/Frauenarchive, -Bibliotheken und -Dokumentationsstellen). Damit Frauen nicht immer wieder bei Null anfangen müssen, sondern sich auf die Schultern ihrer Vorgängerinnen stellen können.
Die Archivarinnen, Bibliothekarinnen, Wissenschaftlerinnen und Pionierinnen werden bei ihrem Anliegen inzwischen von höchster Stelle unterstützt. Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig fördert bis 2019 nicht nur einzelne der rund 40 Frauenarchive, sondern hat in diesem Jahr auch den Startschuss für ein „Deutsches Digitales Frauenarchiv“ (DDF) gegeben!
In den kommenden zwei, drei Jahren soll eine virtuelle Plattform erarbeitet werden, in die Daten, Dokumente und Fotos aus allen Frauenarchiven in ganz Deutschland einfließen. Dies ist vermutlich ein weltweit einmaliges Unterfangen. Damit wird eine fundierte Basis zum Weiterdenken und Weiterhandeln in Sachen Gleichberechtigung im Internet öffentlich zugänglich gemacht.
Der FrauenMediaTurm hatte das diesjährige Treffen der i.d.a.-Frauen ausgerichtet, die neu engagierten Expertinnen für das DDF waren gleich mit von der Partie. Am Eröffnungstag begrüßte Alice Schwarzer, Gründerin des FMT, die Mitstreiterinnen und erinnerte daran, dass „wer keine Vergangenheit hat, auch keine Zukunft hat“.
Barbara Schneider-Kempf, FMT-Vorstandsmitglied und Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, führte den Kolleginnen in ihrem Vortrag die Chancen und – leider auch – Grenzen des geplanten digitalen Frauenarchivs vor Augen (Stichwort: AutorInnen-Rechte). Und Barbara Schock-Werner, ebenfalls FMT-Vorstandsmitglied und Dombaumeisterin i.R., führte mit Verve durch den in Stahl und Holz modern ausgebauten historischen Turm, der 600 Jahre lang das Wahrzeichen von Köln war.
Angela Icken vom Bundesfrauenministerium schließlich bestätigte – in Vertretung der erkrankten Abteilungsleiterin Christine Morgenstern – nochmals die Entschlossenheit der Politik, die autonomen Feministinnen bei der Sicherung und Zugänglichkeit der Geschichte der Emanzipation zu unterstützen. Schließlich habe man sich ja auch in den vergangenen Jahrzehnten gegenseitig inspiriert, die Feministinnen und die Parteipolitikerinnen. Dafür bedankte sich Margit Hauser im Namen von i.d.a. herzlich.
Im Anschluss erzählte Jasmin Schenk im vierten Stock, der öffentlichen Bibliothek mit dem „Himmelsauge“, besonders Wissenswertes zum Bestand im FMT. Darunter die 460 Ordner umfassende, voll verschlagwortete Pressedokumentation; sowie die weltweit wohl einmalige Bilddokumentation, FMTvisuell, die über 8.000 Fotos und Dokumente online gestellt hat.
Danach ging es in die Arbeitsgruppen. Denn in politisch so motivierten wie wissenschaftlich fundierten Archiven genügt es nicht zu sammeln. Das Material muss erschlossen, verknüpft und präsentiert werden. Schließlich ist es das Ziel, dass die feministischen Erfahrungen und Erkenntnisse nicht verborgen bleiben in den Archiven, sondern einfließen in Wissenschaft, Medien und Politik.
Am Abend, klar, gab es noch eine Fete im Brunnen-Raum des Turms; mit Buffet, DJane und Blick auf den Rhein. Und gleich am nächsten Tag war genau das Thema eines der Vorträge: Die Tradition der Feste in der Frauenbewegung. Denn Feste sind noch subversiver als Manifeste.
Fotos: Bettina Flitner/ FMT