Stimmen von Heute: Chimamanda Ngozi Adichie, 2014

Photo by Chris Boland / www.chrisboland.com / https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/2.0/

Chimamanda Ngozi Adichie wurde 1977 in Nigeria geboren. Die Schriftstellerin schreibt in englischer Sprache, 2013 gelang ihr mit ihrem Roman „Americanah“ der internationale Durchbruch. Sie lebt teils in den USA, teils in Nigeria. Nachfolgend ein Auszug aus ihrer feministischen Streitschrift „We should all be feminists!“ von 2014:

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Photo by Chris Boland / www.chrisboland.com / CC BY-NC-ND 2.0

Für manche Männer stellt der Feminismus eine Bedrohung dar. Ich glaube, das rührt von ihrer anerzogenen Unsicherheit; ihr Selbstwertgefühl wird geschmälert, wenn sie als Männer nicht naturhaft das Sagen haben.

Andere Männer behaupten: Okay, das ist interessant, aber ich denke nicht so. Ich denke nicht einmal über Geschlechterrollen nach. Vielleicht stimmt es.

Und das ist Teil des Problems. Dass viele Männer nicht aktiv über Geschlechterrollen nachdenken oder sie auch nur bemerken. Dass viele Männer wie mein Freund Louis behaupten, dass es früher schlimm gewesen, aber jetzt alles gut sei. Und dass viele Männer nichts tun, um die Situation Zu verändern. Wenn ein Mann ein Restaurant betritt und der Kellner begrüßt nur ihn, kommt ihm nicht in den Sinn, den Kellner zu fragen: „Warum begrüßen Sie sie nicht?“ Männer müssen bei diesen scheinbar kleinen Vorfällen den Mund aufmachen.

Manche werden die Evolutionsbiologie und Menschenaffen ins Feld führen, sie werden das Beispiel bringen, wie Affenweibchen sich vor Affenmännchen verneigen und so weiter. Aber: Wir sind keine Affen. Affen leben auf Bäumen und fressen Würmer. Wir nicht.

Manche werden sagen: Ach, die armen Männer haben es auch nicht leicht. Und das stimmt.

Doch darum geht es nicht. Geschlecht und Schicht sind zwei verschiedene Dinge. Arme Männer haben immer noch das Privileg, Männer zu sein, auch wenn sie nicht über die Privilegien des Reichtums verfügen. Ich habe viel über die Systeme der Unterdrückung und ihre Ignoranz untereinander gelernt, indem ich mit schwarzen Männern gesprochen habe. Bei einem Gespräch über Feminismus fragte mich ein Mann: „Warum müssen es deine Erlebnisse als Frau sein? Warum nicht als Mensch?“ Diese Art Frage bringt die spezifischen Erfahrungen einer Person zum Verstummen. Natürlich bin ich ein Mensch, aber in dieser Welt geschehen mir bestimmte Dinge, weil ich eine Frau bin.

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