Das menschen- und geschlechtergerechte Planen von Verkehr, Wohnen und Bauen mit innovativen Konzepten zur Schonung von Ressourcen sowie zur alternativen Energiegewinnung ist heute aufgrund des Klimawandels in aller Munde. Naturwissenschaftlerinnen und Technikerinnen aus der autonomen Frauenbewegung gehörten zu den Pionierinnen dieser Ideen. Bei der Planung von Räumen für Frauen diskutierten sie bereits Ende der 1970er Jahre über ökologische Bebauung, Mobilität und Energiegewinnung. Ihr Beitrag zu ökologischer, nachhaltiger Technik ist bisher wenig erforscht. Der FMT hat deshalb 2024 für das Digitale Deutsche Frauenarchiv Materialien erschlossen und digitalisiert, die diese Vorreiterrolle und Ideen ab den 1970er bis in die frühen 2000er Jahre hinein beleuchten. Neben der Digitalisierung von Zeitschriften, Tagungsdokumentationen und grauen Materialien wie Flyern, Broschüren und Plakaten standen die Vorlässe zweier Pionierinnen im Mittelpunkt des Projektes.
Christiane Erlemann, Mitgründerin des Aachener Frauenzentrums und des Netzwerks Frauen in Naturwissenschaft und Technik, hat dem FMT bereits vor einigen Jahren die Unterlagen des Aachener Frauenzentrums überlassen und sich für ein Zeitzeuginnen-Interview zur Verfügung gestellt. Dieses Jahr haben wir weitere wertvolle Materialien zur Sicherung und Digitalisierung von ihr erhalten, unter anderem aus der Anfangszeit der feministischen Ökologie-Bewegung.
Neben diesen Unterlagen konnte der FMT den Vorlass der Stadtplanerin Meike Spitzner sichern. Sie gehört zu den Pionierinnen der politischen wie praktischen Umsetzung feministischer Konzepte in der Stadtplanung, vor allem zum Thema Mobilität. Dazu forschte sie seit den 1990er Jahren am Wuppertaler Institut für Energie-, Verkehrs- und Klimapolitik und vernetzte Akteurinnen aus Wissenschaft, Politik und Planungsberufen miteinander, regional, national und international. So war sie unter anderem bei der Feministischen Organisation von Planerinnen und Architektinnen (FOPA e.V.) aktiv. In den über 60 Regalmetern ihres Vorlasses sind wir bei der Sichtung deshalb auch auf Dokumente und Redaktionsprotokolle der von der FOPA e.V. herausgegebenen Zeitschrift „Freiräume“ und weitere Schätze gestoßen.
Der FMT hat im Rahmen des Projektes außerdem vier Akteurinnen interviewt, neben Meike Spitzner die Pionierinnen Margarete Pauls, Ulla Terlinden und Kerstin Dörhöfer. Rohdaten, Transkripte und Zusammenschnitte werden dem DDF zur Sicherung zur Verfügung gestellt, die Zusammenschnitt und Transkripte außerdem über das DDF-Portal sowie die Online-Kanäle des FMT öffentlich zugänglich gemacht. Für das DDF-Portal sind außerdem sechs Essays entstanden: Vier Akteurinnen-Essays widmen sich der FOPA e.V. sowie den Pionierinnen Meike Spitzner, Ulla Terlinden und Kerstin Dörhöfer. Zwei Themen-Essays zu Ökofeminismus und Naturwissenschaften sowie Pionierinnen der Nachhaltigkeit betten die Materialien in den größeren historischen Kontext ein. Das Projekt endet mit einer Online-Veranstaltung, in der der FMT drei Generationen feministischer Stadtplanerinnen miteinander ins Gespräch bringt.
Zusätzlich konnte der FMT ein Konvolut internationale Plakate zur Neuen Frauenbewegung erschließen, rechtlich prüfen und digitalisieren.
Die im Rahmen des Projektes erschlossenen Vorlässe, Zeitschriften, Tagungsdokumentationen und weiteren grauen Materialien machen fünfzig Jahre feministische Wissenschafts- und Technikgeschichte für Öffentlichkeit und Forschung zugänglich – kommt vorbei!