• Marianne Wex: „Weibliche“ und „männliche“ Körpersprache als Folge patriarchalischer Machtverhältnisse

    Marianne Wex, 1977 Unter Körpersprache verstehe ich alle körperlichen Bewegungen, die wir in unserem alltäglichen Leben machen. Von der Art, wie wir gehen, stehen, sitzen, liegen bis hin zu unserem Gesichtsausdruck. Die meisten Bewegungen sind unbewußt. Dennoch – oder gerade deshalb – sind sie ein ganz wesentlicher Teil der Verständigung der Menschen untereinander. Sie geben […]

  • Alice Schwarzer: Antwort an Nannen & Co.

    Alice Schwarzer, 1978 Die Heftigkeit der Reaktion ist entlarvend. Einen seitensprengenden Kommentar diktierte Bundesdeutschlands Medien-Halbgott Augstein aus seiner Chefetage, und auch der direkt visierte,,Stern“ nahm’s nur scheinbar auf die leichte Schulter: Auf Grund eines immer noch wachen journalistischen Instinktes fand er das Thema allemal titelwürdig, wenn er auch gleichzeitig versuchte zu verniedlichen. . . Nicht […]

  • Helmuth Karasek: Zur Stern-Klage

    Helmuth Karasek, 1978 Der nachstehende Artikel wurde eigentlich für den „Spiegel“ geschrieben … Autor ist „Spiegel“-Ressortleiter Karasek. Doch seinem Verleger paßte dieser Bericht nicht: Wenige Stunden vor Druck zog Augstein den Artikel zurück und ließ sein Nachrichtenmagazin am darauffolgenden Montag lieber ohne ein Wort über den Prozeß erscheinen … Ein Sommerjux sollte es sein, dachte […]

  • Sybille Plogstedt / Alice Schwarzer: Frauen ins Militär? – Feministinnen kontrovers

    Plogstedt / Schwarzer, 1979 Am 6. Dezember demonstrieren in Hamburg, Bonn und München Frauen mit der Parole „Frauen in die Bundeswehr – wir sagen nein!“ Worum geht es dabei? Gibt es auf der einen Seite Frauen, die für Frauen in der Bundeswehr sind und ergo auch für Krieg – und auf der anderen Seite Frauen, […]

  • Sommeruniversität 1976: Frauen und Wissenschaft

    Sommeruniversität für Frauen 6. -10. Juli 1976 Ort: Rostlaube, Habelschwerdter Allee 45 Vor 100 Jahren, in der ersten Frauenbewegung, erkämpften sich Frauen den Zugang zu Hochschulen und qualifizierten Berufen. Es war ein erster Schritt. Seit damals hat sich die Lage der unbezahlt arbeitenden Hausfrauen und der Arbeiterinnen, um deren Verbesserung gekämpft wurde, kaum geändert. Von […]

  • Verena Stefan – Häutungen

    Verena Stefan, 1975 Es erzählte die Ablösung einer jungen Frau von ihren – linken – Männern, ihren Weg über Frauengruppe, Frauenwohngemeinschaft und Frauenbücher zu Frauenbeziehungen – und sprach damit zahlreichen Frauen aus dem Herzen. Verena Stefans Buch „Häutungen“. Neben der allgemeinen Begeisterung wurden aber auch ablehnende Stimmen laut: Gefährliche Spuren der eben aufkommenden „neuen Weiblichung“ […]

  • Frauenoffensive: Presseinformation Frauenverlag

    Presseinformation / Frankfurt, 9.10.1975 Warum ein eigener Frauenverlag? Unser Frauenverlag ist Bestandteil der im Entstehen begriffenen, vielschichtigen Frauenkultur. Der Widerstand der Frauen, ihr weltweiter Kampf schaffen neue Inhalte und Formen: Wir sind unterwegs. Frauen haben erkannt, daß über bestehende Unterschiede ihrer Lebenssituation hinweg sie alle eines gemeinsam haben: ihren tagtäglichen psychischen und handgreiflichen Einsatz. Liebe […]

  • Christian Schulz-Gerstein: Lange Nacht mit Alice Schwarzer

    Christian Schulz-Gerstein mit der Frauenrechtlerin auf Deutschland-Tournee Einer im Saal verstand das ganze Frauen-Gerede nicht, das Gerede von Männermacht und Frauenohnmacht, von sexueller Unterdrückung und ökonomischer Abhängigkeit der Frau. „Ich bin froh“, erhob sich der kerngesund, wohlgenährt aussehende Mittvierziger, „ich bin froh, ein Mann zu sein. Und alle Mädchen, mit denen ich’s getan hatte, die […]

  • Die ‚einfache‘ Pornographie ist für Erwachsene freigegeben

    Gesetzesänderung tritt heute in Kraft / Bundesregierung erwartet eine Kanalisierung des Angebotes an sexuellen Darstellungen BONN, 27. Januar (dpa). Das bisher totale Verbot der Verbreitung von Pornographie weicht vom heutigen Dienstag an einer begrenzten Freigabe. An diesem Tag tritt der im Sexualstrafrecht neugefaßte Paragraph 184 des Strafgesetzbuches in Kraft, der die sogenannte einfache Pornographie für […]

  • Brot und Rosen: Frauenhandbuch

    Liebe Schwestern und Genossinnen, Die Broschüre, die wir in Frankfurt angekündigt haben, ist nun fertig. Wir hoffen, dass Ihr sie für Eure eigene Arbeit gebrauchen könnt. Wir stellen uns die Arbeit mit der Broschüre folgendermassen vor (und wollen es auch selber so machen): Wir werden Veranstaltungen für Arbeiterinnen, Schüler, Lehrlinge, Krankenschwestern, Sozialarbeiterinnen, Kindergärtnerinnen, Ärzte und […]

  • Protokoll zum Plenum des Bundesfrauenkongresses am 12. März 1972 in Frankfurt/M.

    Beginn: 11.30 Uhr Diskussionsleitung: Hilde Wackerhagen (Weiberrat) Katharina Hanstein (Weiberrat) Almut Aue (Frauenaktion 70) Die Diskussionsleiterinnen stellen sich vor. Als erstes wird eine Erklärung für das Fernsehen verabschiedet da die Pressekonferenz zu spät für das Fernsehen ist. Die Erklärung war von verschiedenen Themen- und Städtegruppen erarbeitet. Man einigte sich auf eine Minimalforderung: „Auf dem Kongress […]

  • Alice Schwarzer: Simone de Beauvoirs Wende zum Feminismus

    Alice Schwarzer: Interview mit Beauvoir, 1972 Dieses Interview machte Frauengeschichte. 23 Jahre nach Erscheinen von „Das andere Geschlecht“, in dem Simone de Beauvoir ausdrücklich geschrieben hatte, sie sei Anti-Feministin und hoffe auf die Befreiung der Frauen durch den Sozialismus, machte diese bedeutendste Theoretikerin der Frauenfrage eine Kehrtwendung: Seite an Seite mit der neuen Frauenbewegung ging […]

  • Kate Millet – Sexus und Herrschaft

    Fast ein wenig untergegangen ist Kate Milletts ‚Sexus und Herrschaft‘ damals – eines der Bücher, das zwar in allen Bücherregalen steht, aber noch längst nicht wirklich von allen gelesen wurde. Erstmals in Deutsch erschien es 1969 – zu früh. In diesem ersten Buch (das ursprünglich eine Doktorarbeit war) beginnt Kate Millett ihre Analyse, die sie […]

  • Alice Schwarzer: Nachwort: Frauen gegen den § 218

    1. Der § 218 als Faktor frauenspezifischer Unterdrückung Zum ersten Mal reden Frauen. Und sie reden gemeinsam, weil die Solidarität ihre einzige Stärke ist. Zum ersten Mal in der Bundesrepublik lehnen Frauen sich aus eigener Initiative auf: gegen den staatlichen Zwang zur Mutterschaft. Sie verstoßen damit offen gegen ein Gesetz, das »von Männern für Männer […]

  • Gisela v. Slatow: Protestschreiben. Bundeskonferenz der AKTION 218

    Herrn Bundesminister der Justiz Gerhard Jahn 53 Bonn Rosenburg Frankfurt, den 10.07.1971 Sehr geehrter Herr Minister, Heute, am 10.07.1971, haben sich in Frankfurt zum zweiten Mail auf Bundesebene Delegierte der Aktion 218 getroffen. Sie vertreten Aktionsgruppen aus folgenden Städten: Baden-Baden, Berlin, Bonn, Bremen, Darmstadt, Dortmund, Düsseldorf, Eschborn, Frankfurt, Freiburg i. Br., Gießen, Hamburg, Hannover, Heidelberg, […]

  • Minna Cauer: Menschlich oder juristisch?

    Minna Cauer, 1908 Auf der nächsten Tagung des Bundes Deutscher Frauenvereine zu Breslau am 5.-9. Oktober d. J. soll der Reform des Strafrechts besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Zu diesem Zweck sind von der Rechtskommission des Bundes „Frauenforderungen zur Strafrechtsreform“ ausgearbeitet worden, die in Form einer Broschüre erschienen sind. […] Jedoch die Aufgabe, die ich mir […]

  • Ulrike Meinhof: Die Frauen im SDS

    Ulrike Meinhof, 1968 Daß Tomaten und Eier sehr gut geeignet sind, Öffentlichkeit herzustellen, wo andernfalls die Sache totgeschwiegen worden wäre, ist seit dem Schahbesuch sattsam bekannt. Als Verstärker von Argumenten haben sie sich schon mehrfach als nützlich erwiesen. Aber die Studenten, die da den Schah besudelten, handelten doch nicht in eigener Sache, eher stellvertretend für […]

  • Kai Hermann: „Was denn nun, Genossen?“

    Delegiertentagung des SDS: Die Revolte entläßt ihre Kinder von Kai Hermann Frankfurt am Main, im September Geschwängert war die Luft von Havanna- und Roth-Händle-Rauch, theorieschwer die Diskussion — mit Resignation und Euphorie kämpften wortreich die übermüdeten Genossen. Der Delegiertenkonferenz des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) drohte der revolutionäre Atem auszugehen. Da meldete sich artig eine Genossin […]

  • Peter Brügge: Die Rosa Zeiten sind vorbei

    Peter Brügge über die Frauen im SDS, 1968 Es war schon der Gipfel weiblicher Mitwirkung, wenn mal ein Mädchen in das brausende Politgeschwätz des SDS-Kongresses hineinschrie: „Haltet endlich die Schnauze!“ Die übernächtigten Bräute der Revolution halten zwar tapfer ihre Frisuren vor die Wasserwerfer der Exekutive, gehen den Genossen zu Teach-in, Sit-in, Demonstration und Liebe an […]

  • Rede von Helke Sander

    Anlässlich der 23. Delegiertenkonferenz des „Sozialistischen Deutschen Studentenbundes“ (SDS) im September 1968 in Frankfurt/Main Liebe Genossinnen, Genossen. Ich spreche für den Aktionsrat zur Befreiung der Frauen. Der Landesverband Berlin des SDS hat mir einen Delegiertenplatz gegeben, obwohl nur wenige von uns Mitglieder des Verbandes sind. Wir sprechen hier, weil wir wissen, daß wir unsere Arbeit […]

  • Valerie Solanas – Auszug aus dem S.C.U.M Manifesto

    Valerie Solanas, 1967 Das Leben in dieser Gesellschaft ist ein einziger Stumpfsinn, kein Aspekt der Gesellschaft vermag die Frau zu interessieren, daher bleibt den aufgeklärten, verantwortungsbewußten und sensationsgierigen Frauen nichts anderes übrig, als die Regierung zu stürzen, das Geldsystem abzuschaffen, die umfassende Automation einzuführen und das männliche Geschlecht zu vernichten. Heute ist es technisch möglich, […]

  • Betty Friedan – Weiblichkeitswahn

    Dies war Betty Friedans erstes Buch. Sein Titel ist auch für die, die es nie gelesen haben, ein Begriff: der Weiblichkeitswahn. Vor Augen die nach dem Krieg ins Haus zurückgejagten, frustrierten, von Ehemännern, Werbefachleuten und Politikern manipulierten amerikanischen Hausfrauen der 50er und 60er Jahre führte Betty Friedan als erste eine so heftige Attacke gegen die […]

  • Aktionsrat für die Befreiung der Frau – Flugblatt

    Aktionsrat für die Befreiung der Frau, 1967/68 Wir sind neidisch und wir sind traurig gewesen. Wir sind neidisch gewesen, weil uns die Gleichberechtigung immer etwas schwerer fiel als unseren männlichen Kommilitonen, weil uns die ersehnten genialen „Höhenflüge“ nicht so recht gelingen wollten, und wir sind traurig gewesen, weil wir bei unseren individuellen Versuchen, Studium, Liebe, […]

  • Alice Schwarzer: Emma lebt … und wenn die Jungs sich totärgern!

    Alice Schwarzer, 1987 Konkret wurde es an einem vernieselten Nachmittag im Januar 1976. Im II Gattopardo am Berliner Breitenbach-Platz. Mir gegenüber saß Kollege Hermann Gremliza. Sag mal, Hermann, stimmt das wirklich, daß man zum Start einer Monatszeitschrift mindestens vier Millionen Mark braucht? – Quatsch, antwortete besagter Hermann, der es als konkret-Verleger ja wissen mußte, für […]

  • Hausfrauen-Ehe abgeschafft

    Am 1. Juli nächsten Jahres tritt das neue Eherecht in Kraft (I) Keines der fünf Bücher des deutschen Bürgerlichen Gesetzbuches ist im Laufe der gut 75 Jahre seiner Geltung so drastisch und so grundlegend geändert worden, wie das fünfte Buch mit der Überschrift Familienrecht. In seinen wichtigsten Bestimmungen, die die Ehe, die Ehescheidung und das […]

  • Alice Schwarzer: Terroristinnen

    Alice Schwarzer, 1977 Franz Josefs Bayern-Kurier wußte es ganz genau: „Im neu begründeten Feminismus‘, der von den Linken gepredigt wird, sehen Beobachter der Szene einen Hauptgrund für den jüngsten Rollentausch der Geschlechter an der Terrorfront.“ Und in der „Welt“ durfte der Psychologe Hofstätter sich Gedanken machen. Auch für ihn ist alles klar. Nach einem kleinen […]

  • Feminismus: Emma mit der Dornenkrone

    Der Spiegel, 11.04.1977 Die Frauenbewegung ist zu einem publizistischen Lieblingsthema avanciert – Alice Schwarzers „Emma“ wird von der Männerpresse gefeiert und von konkurrierenden Frauen-Fraktionen befehdet: Hat sich die Emanzipationsbewegung vom Kampfbund gegen den Paragraphen 218 zum Tante-Emma-Laden für Gesinnungen verharmlost? Als im Januar dieses Jahres die erste feministische Zeitschrift in der Bundesrepublik mit Massenauflage — […]

  • Frankfurter Frauengruppe: Aufruf zur Erfindung des Glücks!

    Auf den Bierernst des „deutschen Herbst“ konnten und wollten einige Feministinnen nur noch ironisch bis ausgeflippt reagieren. Dieser Text einer Frankfurter Gruppe war unter den wenigen Reaktionen überhaupt aus der Frauenbewegung einer der raren, die sich nicht mit der klassisch-linken Kritik an der Repression begnügten, sondern darüber hinaus versuchten, bewußt als Frauen einen Standpunkt zu […]

  • Louise Dittmar: Für die Entfaltung der weiblichen Persönlichkeit

    Louise Dittmar, 1849 Der Vermählungsakt ist sonach für das Weib nichts als eine Mundtotmachung während der Zeit des ehelichen Lebens, und leider müssen so manche Frauen im Laufe dieser Zeit bitter empfinden, daß nicht der Schutz, sondern, der Druck der Gesetze ihnen zuteil geworden ist. Kaum hat eine Frau das schwere Werk, die Geburt eines […]

  • Manuela Reichart: Von kundigen Frauen und Hexen…

    Manuela Reichart, 1977 Feministisches Gesundheitszentrum in Zehlendorf eröffnet Daß viele Frauen nur mit Widerwillen zum (Gynäkologen gehen, liegt an der gewöhnlichen Fließbandabfertigung; in der durchschnittlichen Fünf-Minuten-Behandlung bleibt kaum Zeit für Probleme und Fragen der Patientin. Zu viele Frauen wissen nichts über ihren Körper, können gar keine Fragen stellen. „In unseren Dia-Vorträgen saßen oft Mütter von […]

  • Käthe Schirmacher: Der Sexualismus in der Sprache

    Dr. Käthe Schirmacher, 1907 Ich muss stets lächeln, wenn man mir erklärt, die Frau sei im Besitze einer beneidenswerten Stellung und das Verlangen der Frauenrechtlerinnen nach mehr Freiheit und Achtung völlig unberechtigt. Man braucht nur ein so organisch gewachsenes, so historisch gewordenes Gebilde wie die tägliche Umgangsprache der „Kulturländer“ zu studieren, um zu sehen, wie […]

  • Ursula Scheu: Wir werden nicht als Mädchen geboren, wir werden dazu gemacht

    Ursula Scheu, 1977 Frauen sind von Natur aus so, noch immer eines der beliebtesten Argumente zur Verhinderung der Befreiung von der weiblichen Rolle! Von der ersten Stunde an haben Radikal-Feministinnen dieses Argument nicht nur politisch, sondern auch wissenschaftlich widerlegt. Die Autorin, Psychologin in Berlin und lange im „Haus für geschlagene Frauen“ tätig, weist minutiös nach, […]

  • Im Wortlaut: Das Urteil des Gerichts

    Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Reform des Paragraphen 218 und die Begründung für die Entscheidung hat in Auszügen folgenden Wortlaut: Das Bundesverfassungsgericht— erster Senat — hat für Recht erkannt: I. Paragraph 218 a des Strafgesetzbuches in der Fassung des fünften Gesetzes zur Reform des Strafrechts (5. StrRG) vom 18. Juni 1974 (Bundesgesetzblatt, S. 1297) ist […]

  • Alice Schwarzer: Der kleine Unterschied und seine großen Folgen

    Alice Schwarzer, 1975 Bis in die Betten gingen die vom „Kleinen Unterschied“ ausgelösten Diskussionen. Das Buch trug viel dazu bei, daß Frauen begannen, sich auch in diesem Bereich Fragen zu stellen: Was will ich eigentlich und – will ich überhaupt?! Am exemplarischen Beispiel der Sexualität untersucht der „Kleine Unterschied“ die Funktion der sogenannten privaten Beziehung […]

  • Marielouise Janssen-Jurreit: Sexismus

    Marielouise Janssen-Jurreit, 1976 Den Begriff »Sexismus«, die Diskriminierung eines Geschlechts, lancierte die Autorin mit diesem Buch 1976 nun auch im deutschsprachigen Raum. Sie versuchte einen umfassenden Überblick über Theorie und Praxis von Frauenunterdrückung und Frauenkampf, über Aktuelles und Historisches. Der Auszug, den wir hier bringen, leitet das Buch ein. Auch diejenigen, die die Gesellschaft in […]

  • Alice Schwarzer: Ein Tag im Haus für geschlagene Frauen

    Alice Schwarzer, 1977 Dieses Haus geht jede Frau an. Jede könnte morgen darauf angewiesen sein. Denn Männergewalt gegen Frauen ist heute „normal“ und allgegenwärtig. Moment, wir müssen erst mal ein bißchen aufräumen . . .« Mit geübtem Hausfrauengriff werden leergetrunkene Kaffeetassen gestapelt, Teddys und Spielzeugautos werden gerafft. Acht Uhr morgens im Zimmer 14 im Haus […]

  • Otto-Jörg Weis: Mit einem vorübergehenden Asyl ist es nicht getan

    Otto-Jörg Weis, 1976 Im Berliner Krisenzentrum sollen mißhandelte Frauen lernen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen Für Erin Pizzey, die redefreudige Leiterin des 1971 gegründeten Londoner Frauenhauses –  einem Krisenzentrum für mißhandelte und gequälte Frauen – , scheint die ganze Angelegenheit offenbar recht einfach zu sein: „Immer, wenn wir ein brauchbares leeres Haus […]

  • Susan Brownmiller – Gegen unseren Willen

    Susan Brownmiller, 1975 (deutsch 1978) Vergewaltigung ist nicht die Tat eines verrückten Einzelnen, sondern ein Machtmittel aller Männer gegen alle Frauen. Dies war die wichtigste These in Susan Brownmillers Buch „Gegen unseren Willen“, in dem sie Vergewaltigung unter allen Aspekten untersucht: historisch, im Krieg, im „Alltag“, gegen Mädchen, in der Ehe. Das Buch wurde, als […]

  • Charlotte Bunch / Rita Mae Brown – Was jede Lesbierin wissen sollte

    Charlotte Bunch / Rita Mae Brown Das LAZ (Lesbisches Aktionszentrum Westberlin) veröffentlichte 1975 in einem ersten Buch, „Frauenliebe“, amerikanische Texte. Sie erschienen zu einem Zeitpunkt, zu dem es hier zwar bereits Lesbengruppen gab, eigene politische Analysen zum Lesbianismus jedoch noch nicht verfaßt worden waren. Vor allem die Texte aus Amerika gaben den hiesigen Lesbengruppen entscheidende […]

  • Ingrid Strobl: Wider den Hausfrauenlohn!

    Ingrid Strobl, 1975 Lohn für Arbeit, ja oder nein? Die Kontroverse tobte in den Jahren 73/74. Die Frauen, die dafür waren, beriefen sich auf Dalla-Costa. Die, die dagegen waren, griffen selbst in die Tasten. Und das sehr energisch. Denn eines war gleich klar: hier galt es, sehr grundsätzlich Stellung zu beziehen zu Fragen des weiblichen […]

  • Alice Schwarzer: Hausfrauenlohn?

    Alice Schwarzer, 1977 Sie sind Hausfrau. Täglich machen Sie den Dreck ihrer Lieben weg. Umsonst. Nun kriegen Sie plötzlich Geld dafür. 300, vielleicht sogar 400 Mark im Monat, genannt „Hausfrauengehalt“, „Erziehungsgeld“ oder wie auch immer. Geldgeber ist der Staat. Klar, daß Sie sich darüber freuen würden. Dieses Präsent könnte Wirklichkeit werden. Denn SPD wie CDU […]

  • Inge Sollwedel: Partnerschaft wird sichtbar

    Inge Sollwedel, 1974 Ein Bericht von der Tagung, erschienen in der Frankfurter Rundschau „… wir laden Sie – Vertreterinnen von Aktionsgruppen und Frauenverbänden, von Fraueribefreiungsbewegungen und pressure groups, aus Politik, Wirtschaft und Kirche, Experten und Interessenten – ein, an diesem Informations- und Diskussionsprozeß teilzunehmen.“ So stand es in einem Brief geschrieben. Und sie kamen: Über […]

  • Frauenseminar: Frau und Universität. Zur Situation von Studentinnen und Dozentinnen in der BRD und Westberlin

    Frau und Universität: Zur Situation von Studentinnen und Dozentinnen in der BRD und Westberlin Dienstags, 15-17 Uhr, Garystr., Hörsaal 103 Erste Sitzung: 23.4.74, 15 Uhr Die wichtigsten Beiträge zur Lage der Frauen an der Universität stammen aus dem Beginn der 60iger Jahre. Diese Untersuchungen lassen keinen Zweifel daran, daß die Universität weitgehend Männersache ist. Besonders […]

  • Phyllis Chesler: Frauen – das verrückte Geschlecht?

    Phyllis Chesler, 1974 „Warum erzählen uns unsere Mutter und Großmütter nicht, welche Schlacht das war, die wir verloren oder nie geschlagen haben? Dann hätten wir begriffen, wie vollkommen unsere Niederlage ist, und daß Religiosität und Wahnsinn und Frigidität die Antwort unserer Trauer ist.“ (Phyllis Chesler). – Wahnsinn als Verweigerung der Frauenrolle. Psychotherapie und Psychiatrie als […]

  • Shulamith Firestone – Frauenbefreiung und sexuelle Revolution

    Shulamith Firestone, 1974 Als sie noch nicht in Deutsch vorlag, kursierte schon die englischsprachige Originalfassung in hiesigen Feministinnenkreisen. Neben dem pointierten Resümee radikalfeministischer Positionen und einem kühnen Exkurs über die Befreiung der Mütter von den Kindern (und der Kinder von den Müttern) waren vor allem Firestones Überlegungen zur Funktion der Liebe neu. Die Autorin analysiert, […]

  • Günter Quast: Eine Meldung der NDR-Pressestelle

    Günter Quast, 1974 Der NDR hat heute in der Sendung „Panorama“ einen ursprünglich vorgesehenen Beitrag über eine in Berlin öffentlich angekündigte Abtreibung nicht gesendet. In der Ansage zur Sendung „Panorama“ wurde der folgende Text verlesen: Der Norddeutsche Rundfunk beabsichtigte in der heutigen „Panorama“-Sendung einen Bericht über eine in Berlin öffentlich angekündigte Abtreibung zu bringen. Diese […]

  • Alice Schwarzer: Beitrag für Konkret

    Alice Schwarzer, 1974 Die Front ist breit. Seit Wochen zelebriert eine männerdominierte Presse, wie man aus deinem Mord-Prozeß einen Lesben-Prozeß macht. Marion Ihns und Judy Andersen, die beiden jungen Frauen, über die in Itzehoe das gesunde Volksempfinden zu Gericht sitzt, haben sich, so scheint’s, weniger des Mordes und mehr ihrer Liebe zueinander schuldig gemacht: „Liebe […]

  • Irmtraud Morgner: „Jetzt oder nie! Die Frauen sind die Hälfte des Volkes!“

    Irmtraud Morgner, 1990 Liebe Emma-Leserinnen, das Interview wurde am 28. November 89 gemacht, ein letztes Mal schriftlich ergänzt habe ich es am 21. Dezember. Im November war ich noch Krankenhauspatientin, stationär. Hatte gerade wieder eine Operation hinter mir, die vierte in anderthalb Jahren, also auch vier Narkosen, die letzte noch als Bremse im Kopf. Aber […]

  • Alice Schwarzer: Männer, wir kommen!

    Deutsche Frauen im Aufbruch Alice Schwarzer, 1972 Aktion 218 und was nun? Mit der Abtreibungs-Kampagne brachten Frauen ein Gesetz ins Wanken und eine Regierung in Bedrängnis. Jetzt gehen sie weiter. Fast unbeachtet von den Massenmedien gaben 400 Frauen auf dem ersten nationalen Treffen in Frankfurt das Signal für eine autonome Frauenbefreiungs-Bewegung, für ein Women’s lib […]

  • Rudolf Augstein: Die Frauen schlagen zurück

    Rudolf Augstein, 1978 Es soll ja schon vorgekommen sein, daß eine Illustrierte, Zeitschrift oder Zeitung auf dem Frontblatt eine nackte Frau gezeigt hat, um den Kaufreiz zu kitzeln. Es soll sich sogar ereignet haben, daß eine nackte, grobe Geschmacklosigkeit am Kiosk zu sehen war. Was tun? Man kann weggucken. Man kann das Blatt nicht kaufen. […]

  • Urteil – Im Namen des Volkes

    Engelschall, 1978 Der Klage muß der Erfolg versagt bleiben. Die Kammer verkennt nicht, daß es ein berechtigtes Anliegen sein kann, auf eine der wahren Stellung der Frau in der Gesellschaft angemessene Darstellung des Bildes der Frau in der Öffentlichkeit und insbesondere den Medien hinzuwirken. Es ist den Klägerinnen durchaus zuzugeben, daß verschiedene Titelbilder des ,,stern“ […]

  • Dr. Wild: Wir klagen an

    Dr. Wild, Rechtsanwältin, 1978 Klage gegen Verlag Gruner + Jahr AG & Co., Warburgstraße 50, 2000 Hamburg 36 Herrn Henri Nannen, Warburgstraße 20, 2000 Hamburg 36, Chefredakteur des Magazins ,,stern“ wegen Ehrverletzung. Streitwert: für jede Klägerin DM 5000,- = DM 50 000,-   Wir erheben Klage und bitten um Anberaumung eines Termins zur mündlichen Verhandlung, […]

  • Alice Schwarzer: Frauen ins Militär?

    Alice Schwarzer, 1978 Ein Aufschrei der Ablehnung ging durch die von SPD bis CSU geschlossenen Reihen, und auch die Männermedien fanden es gar finsterlich. Was war geschehen? Wehrbeauftragter Berkhan hatte mit der Bild-Zeitung geplaudert, dabei den Pillenknick und seine irgendwann einmal zu erwartenden Folgen für die Bundeswehr beklagt und,,nicht ausgeschlossen“, daß in den 90er Jahren […]

  • Lida Gustava Heymann / Anita Augspurg: Über das erste deutsche Frauenzentrum in Hamburg

    Lida Gustava Heymann / Anita Augspurg, 1897 Auszüge aus den Memoiren Heymanns Aber dieses Vorkommnis und der Einblick, den meine Mitarbeiterinnen und ich durch den Verkehr mit unseren Tischgästen in die damalige Lage berufstätiger und proletarischer Frauen gewonnen hatten, ließ uns schnell erkennen, daß wir durchaus ein eigenes Haus haben mußten und daß durchgreifende Hilfe […]

  • Alice Schwarzer: Moderne Zeiten, 1991

    Die Frauenbewegung ist tot, es lebe der Feminismus. Alle, die in den letzten zehn Jahren im Namen DER Frauenbewegung gesprochen haben, wußten es entweder nicht besser oder bedienten sich einer Chimäre. Denn eine „Frauenbewegung“ im politischen Sinne – also eine Bewegung mit organisatorischem Zusammenhalt und gemeinsamen Grundpositionen und Zielen -, die gibt es schon seit Ende der 70er Jahre nicht mehr.

  • Zum 100. Geburtstag von Louise Otto-Peters

    Am 26. März war der 100. Geburtstag Luise Otto-Peters‘, die die Begründerin der deutschen Frauenbewegung war. Es berührt seltsam, dieser Tatsache in dem Augenblick gegenüber zu stehen, da die Frauen Deutschlands zum ersten Mal „dem Reich der Freiheit als Bürgerinnen geworben“ sind.

  • Gruss & Glückwunsch: an Hedwig Dohm zum 75. Geburtstage

    Minna Cauer, 1925

    Wer das Glück und die Freude hat, HEDWIG DOHM persönlich zu kennen, dem tritt sofort die strahlende Jugendlichkeit und Lebendigkeit dieser eigenartigen Persönlichkeit entgegen: Sprudelnd in der Unterhaltung, scharf im Denken, fein im Fühlen, – alles das fesselt; eins aber begeistert – das überzeugungstreue, niemals wankende Eintreten für Recht und Gerechtigkeit.

  • Unserer Ehrenpräsidentin!

    Anita Augspurg, 1913

    Am 20. September feiert Hedwig Dohm, die Ehrenpräsidentin des Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht, die Vollendung ihres 80. Lebensjahres, die uns voranleuchtete auf dein Pfade zu Recht und Freiheit zu einer Zeit, da hinsichtlich des Frauenlebens noch Finsternis das deutsche Erdreich deckte.

  • Helene Stöcker zum 80. Geburtstag von Hedwig Dohm

    Hedwig Dohm
    Helene Stöcker, 1913

    Unserer ältesten Mitarbeiterin, unserem ältesten Mitgliede haben wir heute zu ihrem vor kurzem vollendeten 80. Lebensjahre Glück zu wünschen und zu danken.

  • Hedwig Dohm: Nachruf von Lida Gustava Heymann

    Hedwig Dohm
    Lida Gustava Heymann, 1919

    Hedwig Dohm ist am 15. Juni, 86 Jahre alt, in Berlin entschlafen. Für die, die ihr nahe standen, kam die Nachricht ihres Todes nicht unerwartet, denn sie wußten, daß Hedwig Dohm, mit großer Verehrung und treuer Liebe von ihren Kindern gepflegt, seit Jahresfrist darniederlag, nicht eigentlich schwer leidend, meistens im Halbschlummer nach innen gekehrt, nur selten voll den Dingen dieser Welt zugewandt.

  • Minna Cauer: Nachruf von Lida Gustava Heymann

    Minna Cauer
    Lida Gustava Heymann, 1922

    In der Nacht vom 2. zum 3. August ist Minna Cauer in Berlin gestorben. Sie war eine Achtzigerin. Früh ergraut, bewahrte Gang und Haltung elastische Jugendlichkeit bis kurz vor ihrem Tode, äußerlich immer eine wohlgepflegte Erscheinung, die das Auge des Ästheten erfreute.

  • Helene Stöcker zum 70. Geburtstag von Minna Cauer

    Minna Cauer
    Helene Stöcker, 1920

    Frau Minna Cauer hat am 1. November ihren 79. Geburtstag gefeiert. Wir hoffen, ihre Arbeit zum 80. Geburtstag ausführlicher würdigen zu können, möchten aber auch heute schon zum Ausdruck bringen, wie dankbar alle, die an der Entwicklung der Frauenbewegung in den verflossenen letzten Jahrzehnten teilgenommen haben, gerade dieser Führerin gedenken.

  • Minna Cauer: Nachruf von Helene Stöcker

    Minna Cauer
    Helene Stöcker, 1922

    In der Nacht vom 2. zum 3. August d. J. starb die bekannte Vorkämpferin der deutschen Frauenbewegung: Frau Minna Cauer, die als Tochter eines evangelischen Pfarrers in der Mark aufgewachsen ist und achtzig Jahre vollendet hat.

  • „Ich arbeite für eine Idee…“ : Minna Cauer und die Zeitschrift „Die Frauenbewegung“

    Als Pfarrerstochter in Freyenstein in der Ostprignitz geboren, besuchte sie nach Beendigung der Dorfschule die höhere Töchterschule, in der sie eine Bildung und Erziehung im Sinne des bürgerlichen Frauenleitbildes des Wilhelminischen Deutschlands erhielt. Als »Haustochter« empfand sie immer deutlicher den Widerspruch zwischen der auch ihr zugedachten untergeordneten Stellung der Frau in der Gesellschaft und ihrem Wunsch nach Bildung und Selbstbefreiung.

  • Der Prozeß Augspurg

    Lida Gustava Heymann, 1906

    Vom 15. bis 23. November fanden im Strafjustizgebäude zu Hamburg die Verhandlungen gegen Anita Augspurg wegen Beleidigung der Hamburger Polizeibehörde statt. Diese fühlte sich beleidigt durch einen Artikel, in welchem Dr. Augspurg die Anordnungen der Polizei am 17. Januar als unklug bezeichnet hatte und die von den unteren Beamten geleisteten Untaten einer gebührenden Kritik unterzogen wurden, außerdem sollte die Angeklagte beleidigende Aeußerungen gegen 4 Schutzleute gemacht haben, die sich mit ihren Knütteln, einer hatte sogar den Säbel gezogen, über einen wehrlosen Passanten gestürzt hatten und ihn schauderhaft zurichteten, so daß er aus einer schweren Wunde blutend davonwankte.

  • „Nichts ist unmöglich“ – Anita Augspurg – eine biographische Recherche

    Christiane Berneike, 1994

    Am 10. Dezember 1993 fand an der Uni Zürich zum 50. Todestag (20.12.93) für Anita Augspurg, eine der ersten in Zürich promovierten Juristinnen, eine Gedenkveranstaltung statt. Der folgende Text ist eine leicht gekürzte Version des Vortrags, den Christiane Berneike, Berlin, anlässlich dieser Feier gehalten hat.

  • Zu Rosa Mayreders 70. Geburtstag

    Helene Stöcker, 1928

    Verehrte Rosa Mayreder!
    In eben dem Augenblick, wo ich mit den beredtesten Worten zum Ausdruck bringen möchte, wie ich mich Ihres siebzigjährigen Daseins freue, liege ich, gefällt von schwerer Krankheit, von Fieber und Schmerzen geschwächt.

  • Urnenfund im Pferdestall oder: ein Ehrengrab für zwei lesbische Frauen bei Berlin

    Christiane Leidinger, 2003

    „Die Urne von Frau Elberskirchen liegt im Grab von Frau Moniac.“ Ich versuche ruhig zu bleiben und lächle meine Zeitzeugin erwartungsvoll an. Okay: Die nächste Tram fährt auch ohne mich. Was sie mir dann – zunächst – unter dem Siegel der Verschwiegenheit weiter erzählte, wäre eine nette Story für einen historischen Lesbenkriminalroman […]

  • Lida Heymann & Anita Augspurg

    Anna Dünnebier / Ursula Scheu, 2002

    Sie sind zwei der mutigsten Menschen des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts gewesen: Anita Augspurg (1857-1943) und Lida Gustava Heymann (1868-1943). Ihre Wege kreuzten sich um die Jahrhundertwende, und seither lebten, kämpften und reisten sie zusammen.

  • Die „Neue Ethik“ der Sexualreformerin Helene Stöcker

    Agnes Schmidt, 2001

    Über Sexualität, Prostitution, außereheliche Lebensgemeinschaften von Mann und Frau zu reden und zu schreiben, erforderte es Zivilcourage und großes Selbstbewusstsein im kaiserlichen Deutschland im letzten Drittel der 19. Jahrhunderts.

  • Fünfundzwanzig Jahre Kampf für Mutterschutz und Sexualreform

    Helene Stöcker, 1930

    Liebe Freunde und Mitkämpfer,

    fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit jener denkwürdigen öffentlichen Kundgebung im Architektenhause am 26. Februar 1905 in Berlin, in der Justizrat Dr. Sello, Ruth Bré und ich die Ziele unserer Bewegung zum ersten Male in ihrer Gesamtheit darzulegen versuchten. »Von dem Tage an haben wir eine Mutterschutzbewegung in Deutschland«, schrieb unsere tapfere Mitgründerin und Mitkämpferin Maria Lischnewska von ihr.

  • Fort mit der Abtreibungsstrafe

    Helene Stöcker, 1924

    I.
    Wenn wir als Vorkämpfer der Bewegung für Mutterschutz und Sexualreform heute wieder einmal in der Öffentlichkeit unsere Stimme erheben, um für die Abschaffung der §§218/219 des StGB, einzutreten – so geschieht es, weil das Problem der freiwilligen Unterbrechung der Schwangerschaft durch die Not des letzten Jahrzehnts noch eine besondere Aktualität erhalten hat.

  • Generalstreik und Kriegsdienstverweigerung (Radikalpazifismus)

    Helene Stöcker, 1922

    Gesinnungsfreunde im Kampfe gegen den Krieg! Das deutsche Friedenskartell, in dem 15 pazifistische Organisationen zusammengeschlossen sind, hat mich beauftragt, den folgenden Antrag vor Ihnen zu vertreten: […]

  • Die beabsichtigte Ausdehnung des § 175 auf die Frau

    Helene Stöcker, 1911

    Wir haben es für eine Pflicht unserer Vereinigung für Mutterschutz und Sexualreform gehalten, an dieser drohenden Maßregel nicht mit blinden Augen und in falscher Scham vorüberzugehen, sondern zu versuchen, die Gefahr nach Kräften abzuwehren, daß der unselige § 175 nun auch auf die Frau ausgedehnt wird, wie es der Vorentwurf der Strafrechtsreform im § 250 vorsieht

  • Zur Reform der sexuellen Ethik

    Helene Stöcker, 1905

    »Nicht nur fort Euch zu pflanzen, sondern hinauf – dazu helfe Euch der Garten der Ehe.« Nietzsche

    Die kritische Prüfung, die Erneuerung und Vertiefung der Ethik überhaupt – das ist die Aufgabe, die uns am Herzen liegt.

  • Tatsachen, Erkenntnis, Hoffnung und Glaube

    Lida Gustava Heymann, Anita Augspurg, 1941

    Seit Jahrhunderten ist Europa der Schauplatz vernichtender Kriege!

    Immer waren es die Machtgelüste einzelner Despoten und ihrer Helfer, welche durch Intrigen und Verleumdungen in den Völkern Haß und Chauvinismus entfachten, um sie mit Erfolg zu Kriegen gegeneinander aufzuhetzen.

  • Frauenbefreiung

    Lida Gustava Heymann, 1932

    Frauenbewegung! Wie fern das klingt; es war einmal. Weltkrieg trat dazwischen, wer den und was folgte, mit allen Sinnen erlebte, glaubt Jahrtausende menschlichen Wahnsinns durchrast zu haben.

  • Nachkriegspsychose

    Lida Gustava Heymann, 1931

    Leser der Fr. i. St. werden schon häufig gefragt haben, warum der Nationalsozialismus = Hitlerbewegung, in diesen Spalten nicht mehr in das Reich der Erörterung gezogen wurde. Die klipp und klare Antwort auf diese Frage lautet: Weil ungeistige Gewaltbewegungen und alles, was damit in Verbindung steht, von denkenden Frauen und Politikern nicht ernst genommen zu werden verdienen.

  • The open door council

    Lida Gustava Heymann, 1929

    Bahn frei (Offene Tür) für Freiheit und Gleichheit aller Menschen!

  • Lida Gustava Heymann: Frauenlisten – aus eigener Kraft!

    Lida Gustava Heymann, 1927

    In allen Ländern, wo die Frauen die politische Gleichberechtigung bekamen und in die Parteien eintraten, sind sie im politischen Leben und besonders bei den Wahlen von den politischen Parteien und deren Geldmitteln abhängig.

  • Die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit 1915-1924

    Lida Gustava Heymann, 1924

    Amsterdam, Januar 1915. Haag, Mai 1915. Zürich, Mai 1919. Wien, Juni 1921. Haag, Dez. 1922. Dies sind die Tagungen der Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit seit ihrer Gründung. In diesen Städten trafen sich die Mitglieder der Frauenliga, die dem Weltkrieg trotzten. Wer diese Tagungen mitmachen konnte, weiß, daß sie vielen von uns zu tiefem Erlebnis wurden.

  • Weiblicher Pazifismus

    Lida Gustava Heymann, 1917

    I. Vergangenheit

    Um die von Frauen für den Pazifismus geleistete Arbeit in der Vergangenheit objektiv zu beurteilen, müssen wir uns klar machen, daß die modernen Zivilisationsstaaten Männerstaaten sind.

  • National-International

    Lida Gustava Heymann, 1915

    Der internationale Gedanke war eben im Begriff zu erstarken, viele glaubten schon, er würde sich die Welt erobern. Nationales und Internationales suchten sich in inniger Gemeinschaft zu verbrüdern, feine Gewebe, sonnig und klar, spannen sich hin und her.

  • Suffragettes

    Lida Gustava Heymann, 1908

    Suffragettes! Bin gewisses Unbehagen ergreift eine große Anzahl von Menschen, wenn dieses Wort genannt wird. Hyänen, Megären, Petroleusen, Suffragettes, all das ist für viele gleichbedeutend.

  • Was hat der Mann aus Weib, Kind und sich gemacht?

    Revolution und Erlösung des Weibes

    Johanna Elberskirchen, 1904

    Was ist Homosexualität?

    I.
    In der wissenschaftlichen, präziser in der naturwissenschaftlich-medizinischen Welt besteht eine Strömung, welche die Emanzipation der Frau auf eine sexuelle Entartung der Frau, auf sexuell annormale Individuen – auf homosexuale Individuen zurückführen will.

  • Die Sexualempfindung bei Weib und Mann

    Johanna Elberskirchen, ca. 1903/1904

    Es ist merkwürdig, aber es ist Tatsache: die Behauptung, die Sexualempfindung des Mannes sei qualitativ von der des Weibes verschieden, wird nicht nur von Männern aufgestellt und verfochten, welche dieselbe zur Sanktion ihres ausschweifenden Geschlechtslebens bedürfen, sondern auch von Männern der Wissenschaft.

  • Die Stellung der Frau zur Kunst und zum – Mann

    Gedanken bei der Lektüre eines im heiligen römischen Reich deutscher Nation konfiszierten Buches von * * *

    Johanna Elberskirchen, 1888

    Gewisse ästhetische Theetischler stellen folgende Paradoxe als unantastbare Dogmen auf:

  • Schutz der Frauen und Mädchen : das Problem in allen Zeiten und Ländern

    Bertha Pappenheim, 1923

    Das Programm, das wir in die Hand bekommen haben, hat mir in Bezug auf die Tagesordnung eine kleine Ueberraschung bereitet, da ich bei Vorbereitung des Programmes gebeten habe, über den Mädchenhandel sprechen zu dürfen. Dieses einfache Wort, das so schrecklich ist, hat sich durch die liebenswürdige Form, in die man es gekleidet hat, in das Thema «Schutz der Frauen und Mädchen, das Problem aller Zeiten und Länder» verwandelt.

  • Mädchenhandel : Herrn Zevi Aberson, Vertreter der Jüdischen Welthilfskonferenz bei den internationalen Institutionen in Genf

    Bertha Pappenheim, 1922

    Der Jüdische Frauenbund bittet Sie, sehr geehrter Herr Aberson, als Vertreter jüdischer Interessen bei den Beratungen des Völkerbundes dahin zu wirken, daß die Frage der Bekämpfung des Mädchenhandels vor diesem Forum zur Sprache komme.

  • Die Frau im kirchlichen und religiösen Leben

    Bertha Pappenheim, 1912

    Um meinen Ausführungen die Basis zu geben, die sie zu ihrem Verständnis in weiten Kreisen brauchen, muß ich mit wenigen Worten auf einige grundlegende Unterschiede hinweisen, die für die verschiedene Entwicklung des Gemeindelebens der christlichen und der jüdischen Religionsgemeinschaften maßgebend sind.

  • Zur Sittlichkeitsfrage

    Bertha Pappenheim, 1907

    Fast könnte es überflüssig erscheinen, in einer Versammlung wie der heutigen noch im allgemeinen zur Sittlichkeitsfrage sprechen zu wollen. Man könnte darauf hinweisen, daß die Arbeit nach dieser Richtung schon eine so differenzierte geworden ist, daß es sich nur um eine Wiederholung längst bekannten Stoffes handeln kann.

  • Die Immoralität der Galizianerinnen

    Bertha Pappenheim, 1901

    Sie sprachen und sprechen von der «Immoralität der Galizianerinnen», als ob das eine ganz exceptionelle für sich bestehende Abnormität einer besonderen Menschenklasse wäre. Ja, wissen die Herren nicht oder wollen sie es nicht wissen, daß unter den deutschen, hier heimatberechtigten jüdischen Mädchen dasselbe Sinken des moralischen Niveaus zu bemerken ist – dasselbe Sinken wie unter allen Mädchen, die durch die bestehenden sozialen Verhältnisse moralisch haltloser und schwächer geworden sind?

  • Nachwort zur Frauenbewegung

    Rosa Mayreder, 1930

    Man glaubt im allgemeinen, die Frauenbewegung sei eine schon historisch gewordene Erscheinung. Denn die gesetzliche und soziale Gleichberechtigung mit dem Mann haben die Frauen erreicht – und diese Gleichberechtigung bildete ja die hauptsächliche Forderung der Frauenbewegung.

  • Internationalismus

    Rosa Mayreder, 1921

    I. Es mag dahingestellt bleiben, ob der Krieg als eine unvermeidliche Begleiterscheinung der menschlichen Zustände anzusehen ist oder sogar, wie andere meinen, als eine Art notwendiger Zuchtrute, durch die eine Regeneration verderbter Lebensverhältnisse herbeigeführt wird.

  • Auf der Schwelle

    Rosa Mayreder, 1919

    Eine Welt ist zusammengebrochen, – eine neue ringt in schweren Erschütterungen nach Entstehen. Zu den wesentlichen Erscheinungen dieses ungeheuren Umwandlungsprozesses gehört der Eintritt der Frauen als gleichberechtigte Staatsbürger in das öffentliche Leben.

  • Die schöne Weiblichkeit

    Rosa Mayreder, 1899

    Man wird erst wissen, was die Frauen sind, wenn ihnen nicht mehr vorgeschrieben wird, was sie sein sollen. Es ist nicht leicht, unter der konventionellen Außenseite, die wie ein glatter Überzug über die wohlerzogenen Frauen gebreitet ist, die wahren Konturen ihrer Individualität zu entdecken.

  • Zur Physiologie des weiblichen Geschlechts

    Rosa Mayreder, 1899

    Jedermann glaubt ein Recht zu haben, über die Frauenbewegung sein Urtheil abzugeben, ein Urtheil a priori, kraft persönlicher Neigungen, persönlichen Geschmackes, persönlicher Lebensstellung, auf Grundlage einiger entfernter Vorstellungen von der Sache, die höchstens durch jenen bekannten Stellvertreter positiver Kenntnisse, den »gesunden Menschenverstand«, vermittelt sind.

  • Das Antlitz des Friedens

    Minna Cauer, 1919

    Wir haben es uns anders, ganz anders vorgestellt. Nach vier Jahren furchtbarer Erlebnisse, nach Ertragen, Dulden und schwerster Sorgen träumten wir trotz allem von einem Frieden, als holder Knabe mit einer Friedenspalme in der Hand, aus dessen strahlendem Antlitz der gequälten Menschheit die Worte entgegenleuchten: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!“

  • Nationalhymne der Frauen

    Anita Augspurg, 1912

    Deutschland, Deutschland über alles,
    Wenn es auch die Frau befreit,
    Ihr die Bürgerkrone bietet,
    Folgend einer neuen Zeit.

  • Weckruf zum Frauenstimmrecht

    Anita Augspurg, 1912

    [:Heran!:] ihr Schwestern allumher, Der neuen Botschaft freudig lauscht. Fühlt als Rechtlos euch nicht mehr, Unsrer Freiheit Banner rauscht, Unsrer Freiheit Banner rauscht!

  • Programm der „Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht“

    Anita Augspurg, 1907

    Fünf Jahre der propagandistischen und organisatorischen Arbeit hat die Stimmrechtsbeweguug in Deutschland durchlaufen, und heute kann sie den ersten Meilenstein ihres Schaffens errichten, ein Organ, das ausschließlich ihren Interessen dient, das den Nachrichtenaustausch vom Auslande vermittelt, das Streben und Fortschreiten im Inlande begleitet und anregt und ein engeres Band um die Mitglieder der sich immer weiter ausdehnenden Organisation des Deutschen Verbandes für Frauenstimmrecht schlingt.

  • Ein typischer Fall der Gegenwart

    Anita Augspurg, 1905
    Offener Brief

    Sehr geehrte Frau!
    Ihr Brief ist der dritte innerhalb vierzehn Tagen, welcher sich mit der Bitte um Rat in gleicher Angelegenheit an mich wendet, und die in ihm enthaltene Frage wird in unserer Zeit, davon dürfen Sie überzeugt sein, nicht von drei, sie wird von hundert Frauen, und zwar von den tüchtigsten unseres Volkes in ernstem Nachdenken erwogen: Gestatten Sie mir daher, Ihnen meine Antwort in öffentlicher Form zu geben, so daß sie möglicherweise nicht nur Ihren Entschluß, sondern auch den mancher anderen Frau stärken kann.

  • Schweigen die Frauen?

    Anita Augspurg, 1902

    Wir haben bei gegebener Gelegenheit mehrfach behauptet, daß nicht ein Monat vergeht, in welchem nicht aus irgend einer Stadt des Reiches Meldung erfolgt von einem polizeilichen Mißgriff, der nach Maßgabe des § 361, 6 Strafgesetzbuch und unter der Herrschaft der Reglementierung der Prostitution völlig ehrbare, unbescholtene Frauen einem schmählichen, beleidigenden Verfahren, längerer Freiheitsentziehung, körperlicher Untersuchung, roher Behandlung u.s.w. unterwirft.

  • Die internationale Friedenskundgebung

    Anita Augspurg, 1899

    In Nr. 2 dieses Jahrganges ist in einer kurzen Mitteilung aus München einer Sache Erwähnung geschehen, deren Bedeutung dazu angetan ist, sie momentan in den Vordergrund des Interesses der Frauen aller Länder zu stellen. Es handelt sich um nichts geringeres, als um eine internationale Demonstration zu Gunsten der Friedensbestrebungen unmittelbar vor der Petersburger Friedenskonferenz, wie sie von Frau Marg.

  • Das Recht der Frau

    Von Fräulein Anita Augspurg, cand. jur., München, 1897

    Das Recht der Frau soll den Gegenstand meiner Besprechung bilden! – Wo herrscht es? Wo ist es zu finden? – Wo kann man es kennen lernen?

  • Gebt acht, solange noch Zeit ist

    Anita Augspurg, 1895

    Spät zwar, aber doch endlich dämmert auch in Deutschland das Verständnis für die Frauenfrage auf, kommt es insbesondere dem Gros der Frauenwelt zum Bewußtsein, daß ihr Selbsterhaltungstrieb allerlei Thesen festnageln muß, aus denen ein Protest gegen bestehende und nicht länger erträgliche Zustände als unausbleibliche Konsequenz hervorgehen wird, nachdem einzelne Predigerinnen durch Jahrzehnte die Rolle der Stimmen in der Wüste gespielt hatten.

  • Vogelfrei

    Minna Cauer, 1902

    Der Paragraph 361 [Abs.] 6 des Strafgesetzbuches zeitigt die unerhörtesten Vorkommnisse, die wohl jemals ein gesittetes Volk auszuweisen hat. So lange es aber Paragraphen wie den untenangeführten in seinem Gesetzbuch läßt, so lange steht es nicht auf der Höhe sittlicher Anschauung.

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